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Mercedes L 3000 von adp

Aus der Reihe "Modellkritik"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Vorwort

Modelle, die die Welt nicht kennt. Dieses habe ich zufällig bei Train & Play in Hannover in der Vitrine gefunden und für knapp 20 Euro mitgenommen, ohne zu wissen, wer es hergestellt hatte. Das habe ich erst in de.rec.modelle.bahn herausgefunden (danke an alle Helfer dabei): der Hersteller heißt adp-Modelle, und die Bestellnummer scheint die 11204 zu sein.

Hinweis (to whom it may concern): Heinz Peters schrieb uns im Gästebuch: Das auf dieser Site vorgestellte Modell des Mercedes L 3000 ist kein Produkt des Herrn Schäfer/adp! Seine Produkte sehen gründlich anders aus! Er ist vielmehr nur Händler dieses Modelles. Es handelt sich um ein Spritzgußmodell aus der Ukraine, welches mit relativ einfachen Spritzmaschinen hergestellt wird. Von derart exzellenten Modellen der unterschiedlichsten Fahrzeugtypen gibt es eine ganze Menge aus der Ukraine. Da könnten sich deutsche Großserienhersteller 'ne Menge von abschneiden! Aber die müssen auch zu anderen Konditionen produzieren. Ich laß das mal so unkommentiert stehen; für mich als Kunden ist das eigentlich auch nicht so wichtig, aber unterschlagen wollt ich's denn auch nicht.

Ab Werk war der Laster mit einer hellblauen Plane versehen, aber die habe ich als erstes runtergeruppt, denn sie war nicht nur häßlich, sondern verbarg auch die wunderschöne Pritschen-Innenseite. Leider war sie auch zum Fototermin nicht mehr auffindbar.

adp Mercedes L 3000 von schräg vorn
Bild 1: Der Mercedes L 3000 von adp. Niedlich, oder?
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Vorbild

Allzu viel weiß ich nicht über diesen kleinen Laster. Sein Hersteller schreibt, das Vorbild sei in den Jahren 1940-42 entstanden; im Paulitz kommt nur ein Mercedes L 3000 S von 1939 als ex-Feuerwehrwagen vor, der eine andere, längere Haubenform hat, wie auch diverse im Web gefundene ex-Wehrmachts-L 3000. Aber sei's drum, ein niedliches kleines Lastwägelchen ist er allemal, und daß er ein Vorbild hat, glaube ich ohne weiteres.

Modell

DIESEL Das Modell ist auf mir nicht bekannte Weise aus Kunststoff hergestellt worden. Man munkelt, es handele sich um Resinguß, aber die Stabilität erinnert eher an Spritzguß, und anlösen läßt sich das Zeug auch. Egal – die Verarbeitung ist jedenfalls untadelig.

Die Aufbauten sind recht sauber in seidenmatt-mittelblau lackiert. Schon dadurch hebt sich der Laster wohltuend von seinen plastikglänzenden Artgenossen aus der Großserie ab. Und wenn man genauer hinsieht, entdeckt man Gravuren, die die Großen der Branche bislang meines Wissens so nicht oder zumindest nur selten hingekriegt haben: Andeutung des mittleren Motorhauben-Scharnierbandes! Bordwand-Innenseiten mit Bretterfugen! Nach unten zum Scharnier hin dicker werdende Bordwandrungen! (Fast) freistehende Bordwand-Verriegelungshebel! Sehr liebevoll auch die Farbgebung: Kabinen-Innenseite in hellgrau! Dunkelbraune Sitzbank! Scheinwerfer, Schlußleuchten und Reflektoren farblich abgesetzt! Toll. Das eingesetzte Lenkrad versteht sich da fast von selbst (auch wenn andere Hersteller da anderer Meinung sind, leider). Und dann natürlich dieser wunderschöne "DIESEL"-Schriftzug, den er stolz im Stern trägt und der an Filmbilder aus Indiana-Jones-Streifen erinnert – in der Realität habe ich solch alte Laster leider nicht mehr erlebt. Ein paar Tropfen grauschwarzer "Dreckbrühe" werden Stern wie Schriftzug zu gegebener Zeit noch etwas deutlicher aus dem fein gravierten Kühlergrill-Gitter herausheben.

adp Mercedes L 3000 von schräg hinten
Bild 2: Heckansicht, leider nicht kompett scharf, sorry!
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Auch nicht schlechter: das Fahrwerk. Hier zeigt das Modell so nette Features wie eine eingesetzte Kardanwelle zum Hinterachsdifferential, sehr filigran angespritzte Trittbretter und vordere Stoßstange, freistehend angespritzte Blattfederpakete, angesetzte Auspuffanlage und Scheinwerfer und, vor allem, die besten Lastwagenräder, die ich je gesehen habe: konturenscharfe, nach den Paulitz-Bildern korrekte Felgen, sauber profilierte Reifenflanken und Laufflächen. Ich bin beeindruckt! Einziger kleiner Wermutstropfen: die ein wenig verkümmerte Anhängerkupplung, die man zudem nur mit Skalpell und Bohrer entfernen kann, um sie, wie ich es vorhabe, zwecks Hängerbetrieb durch eine (sicherlich etwas überdimensionierte) von Brekina zu ersetzen. Lackiert ist der Fahrwerksbereich nicht, sondern aus schwarz eingefärbtem Kunststoff gespritzt. Die vorderen Kotflügel indes sind lackiert, glänzender als der Aufbau und mit einer ganz leichten Spritznarbe, was für einen alten Laster in der Epoche 3 aber sehr realistisch wirkt – die haben sie halt schon mal nachlackiert.

adp Mercedes L 3000 von unten
Bild 3: Ansicht von unten.
Die abgerissene Kardanwelle ist ebenso mein Fehler gewesen wie die Verschmutzungen.
Sowas sieht man leider immer erst auf Bildern ... *seufz*
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Fazit

Ein großartiges Modell eines kleinen Lasters hat adp da abgeliefert, Gratulation nach Güstrow! Wenn man sowas sieht, merkt man erst, wie plump da manch Großserienprodukt geraten ist. (Nein, nicht alle! Rocos Mercedes L 4500 ist ähnlich gut gelungen. Aber über Brekina oder gar Wiking schweige ich jetzt mal lieber.) Angesichts der gebotenen Qualität ist der Preis (laut Liste 18,50 EUR) eher als günstig zu bewerten; preis-wert ist das Lasterchen allemal.

Und es versprüht einen geradezu unwiderstehlichen Charme, der zum Supern reizt. Geätzter Mercedes-Stern? Aus Draht eingesetzte Türgriffe? Spiegel und Peilstangen? Anhänger-Dreieck, Schmutzfänger, Winker? Kommt alles, denn hier lohnt sich der Aufwand. Mal sehen, ob ich ihn auseinanderkriege, denn auch eine Fahrerfigur und schwarz abgesetzte Fenstergummis hätte er sich verdient. Und eine sorgfältige Alterung eh. Na, schauen wir mal ...

adp Mercedes L 3000 von vorn
Bild 4: Du sollst nicht dem Laster frönen.
Oooch, er schaut aber so lieb ... ;-)
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Zuletzt bearbeitet am 28. August 2009   Technische Probleme? Mail an Webmaster