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Das "Standardprogramm"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

In den Artikeln zu einzelnen Wagenumbauten auf dieser Website fallen immer mal wieder Floskeln wie "neben den üblichen Verbesserungen" oder "abgesehen vom Standardprogramm". Was genau ist aber dieses "Standardprogramm"? Davon handelt diese Seite.

Griffstangen

So ein Güterwagen hat viele Griffstangen; viele Modelle haben die meisten davon, aber kaum eins hat alle -- und keins der mir bekannten hat alle in freistehender Ausführung, sondern stattdessen angespritzte "Griffbleche", wenn überhaupt. (Da ist mir eine weggelassene Stange noch lieber -- die muß nicht aufwendig entfernt werden.)

Rangierergriffe an den Wagenecken

Die auffälligsten Griffstangen, die deshalb auch nur den wenigsten Modellen fehlen. Sie gehören aber nicht an alle vier Ecken, sondern meistens nur an derer drei: an einem Wagenende auf beiden Seiten, am anderen an die in Fahrtrichtung vorn rechte (zusammen mit Signalhaltern und Rangierertritten). Wagen mit Handbremse haben die Eckgriffe am Handbremsende an beiden Seiten. Und Ausnahmen bestätigen die Regel...

Rangierergriffe unter den Puffern

Diese Griffe sind dazu da, daß sich der Rangierer dran festhalten kann, wenn er zum Kuppeln unter den Wagen herumturnt. Daß sie so nah an der Kupplung sind, ist aber auch das Problem im Modell -- sie kommen sich gern mal mit dem NEM-Schacht der Kurzkupplung ins Gehege. Deswegen fehlen sie auch meistens -- gesehen hab ich sie bis jetzt nur bei ex-Röwa-Modellen und an den Pufferbohlen aus Weinerts "Güterwagenätzblech". Am Modell ist ihre Größe und Anordnung in erster Linie vom NEM-Schacht bestimmt; sie sind trotzdem den Nachbau wert.

Griffe an den Stirnseiten

Fast alle Wagen haben an einer Stirnseite eine Möglichkeit für den Rangierer, von einer Seite zur anderen zu kommen, ohne unter den Wagen krabbeln und sich in Lebensgefahr bringen zu müssen. Dazu, und um an die Signalhalter reichen zu können, dienen diverse Griffe und Tritte, deren Position entweder aus den angespritzten Teilen des Modells oder aus Vorbildfotos hervorgeht; Regeln gibt's dafür keine.

Griffe an Türen und Klappen

Fast immer nur grob angespritzt, fast nie durch freistehende ersetzt: diese kleinen Dinger sind die Mauerblümchen. Wo sie hingehören, sieht man spätestens, wenn man sich mal überlegt, wie man die Tür beim Vorbild aufmachen würde -- dann erkennt man nämlich, was von den Knubbeln am Modell wohl ein Griff sein soll... Und wenn man sich ihrer erbarmt, belohnen sie einem das mit einem Hingucker auf den dritten Blick.

Die Nachbildung von Griffstangen

Als erstes muß i.d.R. die angespritzte Stange weg. Neben dem Skalpell oder scharfen Cutter hat sich dazu das Wegschaben mit einem schmalen Schraubendreher bewährt. Auch die Polierscheibe im Trennjäger leistet ihre Dienste.

Neue Griffstangen entstehen aus Messingdraht. Zum Durchmesser gibt es verschiedene Ansichten: Maßstäblich für H0 wären 0,3 mm, m.E. wirken die aber an den auch sonst meist zu groben Modellen zu zierlich. 0,4 mm sind ein guter Kompromiß. 0,5 mm wirken klar zu wuchtig.

0,4 mm-Messingdraht ist nicht einfach zu beschaffen; wenn man ihn denn aber mal findet, ist er verblüffend preiswert. Bei Modulor kosten 20 Meter (!) lediglich 2,50 DM.

Zur Montage müssen natürlich Löcher gebohrt werden; ich erledige das am liebsten mit dem Stiftenklöbchen, also ohne elektromotorische Hilfe, weil man so mehr Kontrolle hat und ein Verlaufen des Bohrers zuverlässig verhindern kann. 0,5-mm-Bohrer sind übrigens wesentlich robuster als 0,4-mm-Bohrer, außerdem tut man sich bei etwas zu großen Löchern leichter bei der Montage.

Dann also ran an den Feind! Seitenschneider, ablängen, Spitzzange, biegen, anhalten, paßt nicht, nochmal. Keine Bange, das passiert öfter, als man zugibt ;-) Ein Tip noch: wenn eine Griffstange direkt am Loch nach außen und dann ein paar mm weiter nach oben oder unten geknickt werden muß, geht's oft besser, wenn man den Knick nach außen erst nach der Montage macht. Dazu baut man den Griff an und "rollt" den Wagen über die Ecke ab, wobei der Griff nach außen weggebogen wird.

Und immer dran denken: viel kaputtmachen kann man dabei nicht. Bloß ein paar Zentimeter Draht... Also ruhig öfter versuchen, irgendwann paßt's schon.

Trittstufen

Güterwagen sind nicht niedrig. Um da hochzukommen, muß man schon sportlich sein -- oder Hilfen in Anspruch nehmen. Das vorausahnend, haben die Bahngesellschaften Trittstufen an die Wagen geschraubt.

Ecktritte

Diese Art von Tritt hat fast jeder Wagen. Zusammen mit der darüber an der Ecksäule montierten Griffstange bietet er dem Rangierer eine unbequeme, aber flexible Mitfahrgelegenheit und ermöglicht ihm außerdem den ersten Schritt zum Signalhalter. Im Modell fehlt er oft, und selbst wenn nicht: so richtig schön ist er viel zu selten. Beim Vorbild besteht er bei älteren Wagen aus Holz, bei neueren aus Blech oder Gitterrosten, jeweils befestigt an gebogenem Rundstahl.

Tür-Trittstufen

Alle gedeckten Wagen, aber auch einige offene, haben Trittstufen unter der Tür. Das sind aber hauptsächlich keine Einstiegstritte, sondern Hilfen zum Bedienen der Türverschlüsse. Bauart: Holz, später Blech auf Rundstahl. Bei O- und K-Wagen das Unterscheidungsmerkmal zwischen Länder- und Verbandsbauart: ab letzterer waren die Türverschlüsse vom Boden bedienbar, und die Tritte unter der Tür entfielen.

Bremserbühnentritte

Die wegzulassen, traut sich kein Hersteller -- aber viel zu grob sind sie oft. Dünnerschnitzen oder gleich neubauen? Ich tendiere eher zu letzterem.

Tritte an den Stirnseiten

Das oben über Griffe an den Stirnseiten Gesagte gilt auch hier; Bauart beim Vorbild meist Holz, Blech oder Gitterrost an abgewinkeltem Flachstahl.

Aufstiegsleitern

Hochgelegte Bremserhäuser, den Scheitel von Kessel- oder Faßwagen, die Bedienelemente von Schiebedachwagen -- um da hinzukommen, braucht auch sportliches Bahnpersonal Treppen und Leitern. Zum Nachbau braucht's Vorbildfotos; hier erwähne ich sie nur der Vollständigkeit halber.

Die Nachbildung von Trittstufen

Die Zubehörindustrie, also Firma Weinert und Konsorten, bietet einiges an Trittstufen an, vom Ätzteil bis zum durchbrochenen Messingfeingußtritt. Klar, schöne Sachen -- aber ein simpler 0,6-mm-Messingdraht nebst einem Stückchen Polystyrolplatte tut's auch. Die Dinger sind schwarz, da erkennt man normalerweise eh nicht mehr viel.

Sonstige Anbauteile

Viel fehlt nicht mehr bis zum überzeugenden Modell -- vorausgesetzt, die Basis war einigermaßen wohlproportioniert.

Die Pufferbohlen

Bei älteren Modellen ist z.T. die Kupplung in Öffnungen der Pufferbohle gelagert; im Zuge des Umbaus auf eine Kurzkupplung sollten diese verschlossen werden. Wer mag, kann auch andere optische Probleme wie Formtrennkanten beheben; bei mir passiert das meist nur, wenn auch die Puffer Mist sind. Dann kommt eine Pufferbohle aus Weinerts Güterwagenätzblech dran und deren sehr schöne und preiswerte feststehende Puffer; bei neueren Modellen, obwohl die meist zu große Pufferteller haben, ist dieser Aufwand meist nicht nötig. Gottseidank.

Die Signalhalter

Damit ist nicht das Fundament des Einfahrsignals gemeint, sondern die Vorrichtung, in die das sogenannte Zugschlußsignal eingehängt wird. Bei älteren Wagen waren das kleine Stücke konischen Viereckrohrs, die meist recht weit oben an den Ecksäulen befestigt waren; die bildet man am besten mit Weinert-Gußteilen nach. Bei neueren Wagen ist es bloß noch ein Stück gewinkelten Flachstahls über den Puffern, dessen industrielle Nachbildung vollkommen genügt.

Die Bremsanlage

Hierzu ist ein eigener Artikel in Planung. Zu den Bremsbacken gibt's aber schon was zu lesen.

Die Zettelhalter

Das sind kleine, quadratische Kästen, an der Seitenwand unten links angebracht und nach außen mit einem klappbaren Gitter verschlossen. In ihnen werden die Ladegutpapiere aufbewahrt. Im Modell sind sie oft angespritzt, selten eingesetzt und manchmal nur aufgedruckt; mindestens letztere verdienen es, durch Teile aus Weinerts Güterwagenätzblech ersetzt zu werden. Es gibt auch hochfeine Modelle von (glaubich) Paul Petau mit durchbrochenem Gitter etc.; wer's braucht... Mit Farbe einen eingelegten Zettel zu imitieren, ist dagegen auf jeden Fall lohnend.


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Zuletzt bearbeitet am 3. August 2003   Technische Probleme? Mail an Webmaster