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Baugröße, Spurweite und Maßstab

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de> mit Ergänzungen von Axel Beckert <abe@modellbahnfrokler.de>

Begrifflichkeiten

Oft hört man Dinge wie "Maßstab H0" oder "Baugröße 1:160". Dabei ist's doch gar nicht so schwer:

Der Maßstab ist die Bezeichnung für das Größenverhältnis zwischen Vorbild und Modell und wird in der Form 1:x angegeben. Dabei ist das Modell ein x-tel so lang, breit und hoch wie das Vorbild.

Die Spurweite ist bei der Eisenbahn der Abstand zwischen den Innenkanten der beiden Schienen. Das sind beim Vorbild in der Regel 1.435 Millimeter (daher Regelspur), aber auch mehr oder weniger sind nicht unüblich; dann sprechen wir von Breit- bzw. Schmalspur. Breitspur baut aber kaum einer, und die Normen Europäischer Modelleisenbahner (NEM) sagen auch, man solle Breitspurvorbilder auf Regelspurgleisen nachbauen.

Die Baugröße ist schließlich das genormte Kürzel für Modellbahnen, aus dem beides hervorgeht: Maßstab und Spurweite. Das hat den Sinn, daß man nicht immer wieder Sätze wie "ich fahre Regelspur in eins zu hundertzwanzig" sagen mag, und schon gar nicht in Kataloge drucken.

Welche Baugrößen sind üblich?

An der Antwort Stelle folgt nun die Tabelle:

Spurweite in mm Vergleichsgrößen
Maßstab 6,591216,5 22,532456489 MenschD-Zug-Wagen
1:220 Z 8 mm12 cm
1:160 NmN 10,9 mm16,5 cm
1:120 TTeTTmTT 14,5 mm22 cm
1:87 H0fH0e H0mH0 2 cm30,3 cm
1:64 SfSeSmS 2,7 cm41,3 cm
1:45 0f0e 0m0 3,9 cm59,7 cm
1:32 1f1e 1m1 5,5 cm82,5 cm
1:22,5 2f 2e2m2 7,8 cm1,17 m
1:16 3f3e3m3 10,9 cm1,65 m
1:1 1,75 m26,4 m

Anmerkungen zur Tabelle

Die Vergleichsmaße für den D-Zug-Wagen beziehen sich auf maßstäblich lange Modelle; mehr zu den leider immer noch üblichen verkürzten am Ende dieses Artikels.

Die in der Tabelle fettgedruckten Baugrößen Z, N, TT, H0, H0m, H0e, 0, 0e, 1 und 2m sind die, für die es großserienmäßig hergestellte Fahrzeuge zu kaufen gibt. Die Bedeutung von H0 ist dabei die größte, gefolgt von N und TT, das seit der Wende auch im Westen eine langsame Renaissance erlebt. Die hat S noch vor sich, hoffe ich...

"Üblich" ist ein weitgefaßter Begriff – die nicht fettgedruckten Baugrößen variieren von "schon hier und da gesehen" bis "so müßte es heißen, wenn es das gäbe". Insbesondere die Varianten von S und 3 sind praktisch nirgends zu sehen, die ganze Baugröße 3 steht ohnehin nur zu Vergleichszwecken und aus historischen Gründen in der Tabelle – in den Anfangstagen der Modellbahn war das noch eine gängige Größe! Der Trend geht aber eindeutig Richtung Miniaturisierung, jenseits von H0 wird die Luft ohnehin dünn; am anderen Ende gibt's sogar Zm (!) inzwischen, und vielleicht baut auch jemand auf dieser Basis in Ne oder TTf? Will sagen: schlagt mich nicht, wenn da oben was fehlt.

Was auch fehlt, sind die üblichen Maßstäbe im eisenbahnfremden Modellbau. Bei den Hobbyisten sind das 1:8, 1:12, 1:16, 1:24, 1:32, 1:35, 1:48, 1:64, 1:72, 1:96, 1:100, 1:144 und noch ein paar kleinere, bei den Schiffsmodellbauern bis 1:1250; im Architekturmodellbau bevorzugt man "gerade Größen" wie 1:25, 1:50, 1:100, 1:200, 1:500 und 1:1000. Manches davon läßt sich mit etwas Kompromißbereitschaft durchaus für die Modellbahn verwenden, bei Ausstattungsteilen fallen ein paar Prozent Abweichung oft gar nicht mal so sehr auf.

Wo kommen diese Kürzel her?

Geschichtsstunde bei Erik, dem "Meister des sinnlosen Halbwissens"? Na gut, ich versuch's mal. Ergänzungen und Korrekturen willkommen! :-)

Regelspur

Am Anfang der elektrischen Eisenbahn gab es die Baugrößen I, II und III (aus Gründen der Übersichtlichkeit oben in arabischen Ziffern (1 bis 3), III ist zwar ausgestorben, wird aber dennoch aufgeführt). Mit zunehmender Kleinheit folgte auf Eins bald Null, danach kam dann S wie small.

Die nächste Stufe hieß zunächst (und in England noch heute) 00 (Null-Null), bald dann H0 (Halb-Null, gesprochen Ha-Null, nicht Ha-Oh!). Die Spurweite stand fest, die Hälfte von Null halt; aber über den Maßstab gab's anfänglich Uneinigkeit: von 1:82 bis 1:90 war alles drin, und die Briten fahren 00 in 1:76. (Inzwischen gibt's dort auch Finescale-Fans, die in 1:76 mit der maßstäblichen Spurweite von 18,83 mm bauen, und eine Initiative zur Einführung von H0...) Auf 1:87 hat man sich erst in den 60ern geeinigt, und bei Fleischmann gibt's heute noch ein paar alte 1:85-Modelle neu zu kaufen, genau wie Wiking-Autos in 1:90.

Witzigerweise hat die Verwirrung auf die Baugröße 0 zurückgeschlagen: traditionell 1:45, entstehen heute Kleinserienmodelle in 0 meist in doppelter H0-Größe, also 1:43,5.

Die übrigen Kürzel sind schnell erklärt: TT steht wohl für Table Top, also Tischplatte – dort kann man in TT eine Spielanlage aufbauen. Wofür N und Z stehen, müßte man ihre jeweiligen Erfinder Arnold und Märklin fragen. Ketzerisch übersetzten wir früher N mit "nutzlos" und Z mit "zu klein", aber eigentlich nur, um Kumpels zu ärgern. Und zumindest N entwickelt sich mit dem "fiNescale"-Gedanken auch schon langsam zur echten Modellbahn.

Schmalspur

Die nachgestellten Kleinbuchstaben bei den Schmalspur-Baugrößen stehen für bestimmte Vorbildspurweiten(-bereiche). Es bedeuten:

Dabei werden natürlich Kompromisse geschlossen: Meterspur in 1:120 wären eigentlich 8,33 mm, 750 mm-Spur in 1:87 8,62 mm. Aus Gründen der Verwertbarkeit von N-Regelspurmaterial für Gleise und Fahrwerke entschied man sich für deren 9 mm Spurweite als Kompromiß. Außerdem gibt's natürlich beim Vorbild viel mehr als nur drei Schmalspurweiten.

Achja, Baugröße "G". Der einzige Großserienhersteller von Modellen in 2m, Lehmann Groß-Bahnen (LGB), bezeichnet seine Baugröße als "G". Vermutlich will man damit den Käufer von der Schmalspurigkeit der Vorbilder ablenken, was beim ICE-Clone "LCE" ja auch dringend nötig ist. LGB-Modelle sind sowieso oft unmaßstäblich und das Programm eine wilde Mischung aus Vorbildern auf der eigentlich richtigen Meterspur, solchen auf schmalerer oder gar auf Vollspur. Schade... aber die Fans scheint's nicht zu stören, also steht's mir nicht zu, zu lästern ;-)

Und warum steht im Roco-Katalog bei manchen Wagen "1:100"?

Die Radien der Kurven auf der Modellbahn sind fast immer viel kleiner als im Original. Das erfordert nicht nur andere Kupplungen und Fahrwerke und zu große Gleisabstände, sondern führte auch dazu, daß lange Vorbilder (also meistens D-Zug-Wagen) z.T. drastisch verkürzt nachgebildet wurden. Die heute noch üblichen 1:100-D-Zug-Wagen der 27-cm-Klasse sind nur der letzte Rest des Schreckens und waren, als sie in den 60er Jahren aufkamen (Vorreiter war ein längst vergessener Hersteller namens Röwa), eine echte Sensation. Früher gab's noch viel kürzere Wagen – je größer die Baugröße und je länger das Vorbild, desto stärker verkürzt das Modell, aber selbst in N und bei vierachsigen Umbauwagen in H0 hielt man's einst für nötig!

Inzwischen sind aber auch in H0 maßstäbliche Wagen nichts Besonderes mehr (nach Einzelmodellen von Rivarossi und Jouef bzw. sündteuren Kleinserien von Ade war es Roco, die als erster Großserienhersteller auf breiter Front damit anfingen), auch wenn Märklin/Trix sich (noch?) nicht von 1:100 lösen mögen und Fleischmann 1:93 als Kompromiß anbietet. Mein Rat: wenn der Platz für große Radien nicht langt, nimm kürzere Vorbilder. Zumindest bis Epoche 3 ist das problemlos machbar.


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Zuletzt bearbeitet am 3. August 2003   Technische Probleme? Mail an Webmaster