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Die Hütte, des Ingenieurs Taschenbuch: Band III

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Bücherbrett"

Besprechung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Band III: Bauwesen und Eisenbahnwesen

Statik der Baukonstruktionen. Haalt! Mooment! Nicht gleich runterscrollen zum Eisenbahnwesen, das hier ist auch interessant. Auch wenn's mit der Berechnung der Tragkraft von Fachwerkträgern ziemlich dröge beginnt und im Statikkapitel nicht viel spannender wird. Wer sowas im Modell frei Schnauze konstruiert, möge hier lesen, ob's hält, was es verspricht; die anderen Abschnitte sind aber inspirierender.

Grundbau. Schon geht's los: Baugrubenaussteifung ist schon so'n Thema, das ich noch nie im Modell umgesetzt gesehen habe. Sohlgewölbe: unter dem Boden liegt das gleiche Gewölbe, das auch die (Keller-)Decke bildet, nochmal. Weiter geht's mit Gründungen im Nassen und Maschinengründungen; wie alle Fundamente sind das Dinge, die man nicht oft sieht und deswegen auch nicht oft nachbauen wird. Aber wenn, dann ist dieser Abschnitt unentbehrlich.

Erd- und Tunnelbau. Böschungswinkel von Dämmen und Einschnitten je nach Boden: das sind keine Normen, sondern Naturgesetze. Nicht so bei den Stützmauern, trotzdem wichtig. Wie man Tunnels baut, ist für die Modellbahn wohl auch nur in Ausnahmefällen interessant; trotzdem habe ich diesen Abschnitt förmlich verschlungen. Beeindruckend!

Eisenbetonbau. Klar: es kommt drauf an, was man draus macht. Zumindest die diversen Betonfachwerk-(!) und -hohlträger machen sich als Ladegut bestimmt nett. Eine Lagerhalle aus Beton mag ich nicht gerade als Modell bauen, aber gut, die Geschmäcker sind verschieden.

Wie mauert man eine Fensterbank? Hochbau. Aha! Verschiedene Formen von Backsteinmauerwerk (Läufer-, Binder-, Kreuz-, holländischer Verband etc.), Stürze (das sind die Querträger über Fenster und Türen), Wanddicken, Kamine, Gewölbe: hier findet der Modellhäuslebauer, was er dazu wissen muß. Treppenkonstruktionen und -abmessungen: auch fast Naturgesetze. Holzfachwerk in beeindruckend detaillierten Zeichnungen. Gleiches gilt für den Dachstuhl. Baugerüste: es muß nicht immer Pola sein. Vorsicht: wer hier zu oft blättert, hat irgendwann nur noch Baustellen auf der Anlage! Dachbinder und ihre Verbindungen, auch nett.

Das Ziegeldach Die Dachhaut: wunderbare Detailzeichnungen von Dachrinnen und Fallrohren, Dacheindeckungen in Blech, Pappe und Ziegel: vier Seiten nur, aber wertvolle.

Stahlkonstruktionen: ein bißchen Theorie, aber dann: noch mehr Dachbinder, Kuppeldächer, Wellblechdächer etc., wieder alles sehr schön gezeichnet. Anordnung von Oberlichtern und die resultierenden Beleuchtungskurven: wo kommt wieviel Licht an? Wow. Dann wieder Detailzeichnungen zur Monage der Glasflächen. Weiter mit Stahlskeletten für Hallenbauten und Stahlfachwerkwänden. Dann ein Highlight: Schnittzeichnungen von Bahnhofshallen (Berlin Schlesischer Bahnhof, Berlin Alexanderplatz, Berlin Börse, Düsseldorf Hbf, Königsberg, Berlin Friedrichstraße, Oldenburg). Dazu diverse andere Hallen -- Anregungen bis zum Abwinken.

Traggerippe von Mehrgeschoßbauten: Beginnend mit dem Empire State Building (!), wird's doch schnell wieder praxisnäher: Querschnitte von Fabrikhallen, diesmal mehrstöckig. Wer eine Inneneinrichtung vorsieht, erfährt hier, wo die Stützen hingehören. Wie immer viel zu detailliert, aber was soll's? Treppenkonstruktonen, eine sehr schöne Skizze für ein Schiebetor, und weiter geht's mit dem...

Innenausbau. Der Abschnitt über Fenster ist leider nicht so detailliert, wie ich erhofft hatte, wie überhaupt dieser ganze Abschnitt ein wenig enttäuscht. Offenbar unter der Würde eines echten Ingenieurs; dafür gibt's ja schließlich Baumärkte... ;-)

Schließlich Wohnungsbau. Ein paar Maße, ein paar Grundrisse (Einfamilien-Reihenhaus mit Stall und Toilette auf'm Hof: doch, sowas gab's wohl mal), fertig aus. Trotzdem nicht uninteressant. Aufschlußreich auch, wo in diesem Buch die Prioritäten liegen: ein paar Seiten über Wohnungen, ein paar hundert über Industriebauten...

Heizung und Lüftung. Sehr theorielastig, aber auch angenehm kurz. Vergessen wir diesen Abschnitt einfach.

Transmissionshalterung Fabrikanlagen, Garagenbau. Eigenwillige Kombination, was? Los geht's mit noch ein paar Querschnitten von Fabrikhallen; diesmal geht's ans Eingemachte: wo gehören Treppenhäuser und Toiletten hin, was ist zum Brandschutz zu bedenken etc. Weiter: Shedhallen, Anordnung von Transmissionsgerüsten (denn damals hatte nicht jede Maschine ihren eigenen Motor!) und Laufkranen, Silos.

Werkbank Bau und Einrichtung von Werkstätten: Schöne Detailzeichnungen von Werkbänken, vorteilhafte Anordnung von Maschinen bis hin zu beispielhaften Grundrissen und Anordnung der Räume z.B. einer Gießerei. Danach baust Du keine Fabrik mehr einfach so aus der Schachtel! Nochmal zu Transmissionen, über die Reihenfolge mich zu wundern hab ich schon länger aufgegeben. Und immer wieder sehr nachbaureizinduzierende Querschnitte von Gebäuden... Details wie Toilettenanlagen, die man nicht wirklich benutzen wollen würde (das Buch ist von '36, da gab's noch keine Geruchsverschlüsse), oder Trinkbrunnen wechseln sich stetig ab mit Grundlagen wie der Anordnung von Übergabegleisen und Grundrissen ganzer Fabrikanlagen und Industriesiedlungen. Toll.

Fabrikschornsteine: leider keine Zeichnungen, aber ein netter Realitätscheck für alle, die den von Kibri für groß halten: 154 Meter hoch und 6,5 Meter lichte Weite sind in H0 fast zwei Meter bzw. rund acht Zentimeter! Mindesthöhen stehen hier nicht (dafür wird auf DIN verwiesen), aber weniger als 50 cm sind sicher untertrieben. Man gut, daß es sowas auch aus Eisenbeton gab, auch wenn Ziegel, wie man hier lernt, bauliche Vorteile haben.

Garagenbau: Wem schon immer mal der Sinn nach einem Parkhaus stand, der lernt hier, wie sowas in der Epoche 2 aussah. Da gab es offenbar "gewerbliche Mietsgaragen mit umlaufender Fahrstraße, zentralem Waschplatz, Boxen und Freiständen, Läden und Reparaturwerkstatt"; wo finde ich heute sowas für meine Bulli-Sammlung? Aber ich schweife ab -- und vielleicht bau ich sowas wenigstens mal im Modell...

Bagger, aber vielseitig Baumaschinen. Warum jetzt noch ein Abschnitt über Bagger kommt (vgl. Band II)? Keine Ahnung. Aber der hier ist auch spannend. Lauter Geräte, die es heute kaum noch gibt: Schürfkübel- und Löffelbagger z.B., Schleppschaufeln und Planierpflüge. Und jedes davon wäre eigentlich ein eigenes Diorama wert... Betonmischer (auch ortsfeste!) und Betoniergeräte sind weniger spannend, da es keine Modelle gibt und die Zeichnungen zum Nachbau nicht detailliert genug sind. Für Rammen und Pfahlzieher gilt leider dasselbe. Hallo Weinert, hier ist noch ein Thema für Euch!

Abwasserkanal, gemauert Wasserwirtschaftstechnik. Von einigen Skizzen zur "Wildbachverbauung" abgesehen, nicht so unmittelbar zu gebrauchen -- wer hat schon Platz für'n Kanal auf der Modellbahn, geschweige denn für 'ne Talsperre? Und wer baut schon die Abwasserkanäle unter seiner Stadt nach? (Obwohl... 'n netter Gag für den Anlagenrand wär's schon, oder?) Auch Grundrisse von Schwimmbädern sind eher von akademischem Interesse (es hat sich schon einiges verändert in den letzten 64 Jahren). Sickergruben? Man wird im Modell wohl allenfalls die Deckel nachbauen...

Straßenbau und Siedlungswesen. Wer schon immer die Formel für die Verbreiterung von Straßen in Abhängigkeit vom Kurvenhalbmesser suchte: hier steht sie, nebst anderen Richtlinien zu Straßenbreite und Hausabstand für den verantwortungsbewußten Modellsiedlungsplaner. Interessant der Oberbau: durch Ölung befestigte oder geschotterte Straßen waren damals noch so üblich, daß ihre Beschreibung mehr Raum einnimmt als die von Beton- und Asphaltstraßen. Steinpflasterstraßen kennt man (noch); Holz- oder Gummipflaster, Stahlplatten oder -roste, Baumwoll- oder Jutegewebe mit Teer- oder Asphalttränkung dagegen muten bizarr an. Wer hat Fotos? Interessant auch, daß Straßenreinigung damals offenbar automatisch Besprengen mit Wasser bedeutete. Auch ein lohnendes Motiv im Modell, oder?

Im Siedlungsbau dann Hinweise zur Anlage von Kreuzungen, Kreisverkehren und Plätzen, die wohl kaum im Modell umsetzbar sind; auch ein ganzer Wohnblock ist dazu wohl schon zu groß, aber auch hier gilt: wer das Ganze kennt, kann den Teil überzeugender darstellen. Bei den Absätzen zu Monumentalgebäuden und den Plätzen davor merkt man, zu welcher Zeit sie geschrieben wurden. Grundrisse von Sportanlagen, aber so groß ist kaum eine Anlage, daß man das Berliner Olympiagelände... aber lassen wir das.

Brückenbau. Grundlagen zu den Abmessungen und dem lichten Raum darunter: sehr hilfreich. Jede Menge trockener Berechnungsgrundlagen, aber auch ein paar brauchbare Skizzen, sowohl vom Bauprinzip als auch von Details. Hier kann man schmökern bis zum Abwinken und wird von der Detailfülle fast erschlagen. Aber uns interessiert der nächste Abschnitt viel mehr: wir kommen endlich zum...

Reichsbahnoberbauart K Eisenbahnwesen. Ein paar Seiten Theorie, dann geht's los: Lichtraumprofile, Gleisabstand, zulässige Geschwindigkeit auch in Kurven und Steigungen, Anlage des Unterbaus, Entwässerung des Bahnkörpers, Spurerweiterung im Gleisbogen, Überhöhung, Übergangsbogen, Schienenprofile und -längen (die 10 m auf Rocos SS 15 gab's beim Vorbild nicht!), Schwellenformen von Holz- und Stahlschwellen (Betonschwellen gab's 1936 wohl noch nicht), Detailzeichnungen von Schienenbefestigungsteilen (Kleineisen) diverser Bauformen, Schienenverbindungslaschen, Zwangsschienen. Und dann die Weichen: Geometrie, Detailzeichnungen einiger Bauteile; nicht so ausführlich wie in Hp1, aber schön. Anlage von Bahnübergängen, Anschlußgleisen etc. eher knapp beschrieben, schade. Ebenso die Anlage von Bahnhöfen; nur Text, ein paar Mindestabmessungen -- hilfreich, aber nicht faszinierend.

Drehscheibe mit überschneidenden Gleisabgängen Interessant die Skizze einer Drehscheibe mit mehrfach sich überschneidenden Anschlußgleisen: vier Gleise, fünf Herzstücke, etwas für Modellbahnmasos also. Weiter jede Menge Text zur Anlage von Bws, leider keine Skizzen. Dafür solche von Stellwerkseinrichtungen und Blockanlagen, einem Schienenkontakt (wir nennen sowas "Schaltgleis") etc., wieder mal viel zu ausführlich... Weiter geht's mit elektrischen Anlagen: Fahrleitungen und ihre Isolatoren, Stromschienen und wieder jede Menge Theorie dazu. Auch schön.

Radsatzabmessungen Jetzt aber: Eisenbahnfahrzeuge. Umgrenzungslinien, Detailzeichnungen von Radsätzen, Achslagern, Federaufhängungen, Puffern, Kupplungen... Ausführliche Beschreibungen mit Prinzipskizzen von Bremsanlagen. Es folgt massenhaft Theorie zur Konstruktion von Dampf- und E-Loks, erste Ansätze von Dieselloks, mit ein paar groben Skizzen. Interessant, aber für Modellbahner wenig umsetzbar. Spannender die Abschnitte über Personenwagen (mit Skizzen vom Kastenfachwerk) und natürlich vor allem Güterwagen, auch wenn hier Skizzen schmerzlich fehlen.

Eine Köf!

Eisenbahnwerkstätten sind natürlich auch interessant: Schemaanordnung eines Aw, Erklärung der dort stattfindenden Arbeiten etc. -- man braucht es nicht, aber es liest sich nett.

Bergbahnen: Zahnstangenbauarten, Zahnstangenweichen, Triebfahrzeuge; alles nicht sehr ausführlich. Standseilbahnen, Schwebebahnen, naja.

Einpflasterung von Tramgleisen Die Bezirks- und Nahverkehrsmittel. Linienführung von Straßenbahnen, Arten der Einpflasterung -- das kommt alles wie gerufen angesichts meiner Anlagenplanung, toll. Zu den Betriebsmitteln nur ein wenig Theorie, schade. Gleiches gilt leider auch für S-Bahnen, Hochbahnen und dergleichen: Hier hätte ich mir genauere als die vorhandenen Zeichnungen gewünscht.

Insgesamt ist der Abschnitt über's Eisenbahnwesen weniger beeindruckend, als ich eigentlich dachte; andererseits muß man auch verstehen, daß es dafür auch eigene Fachbücher gibt. Eins davon, den Röll, hat Frank ja schon besprochen; daß ein paar dutzend Seiten in der Hütte da nicht mithalten können, war eigentlich klar.

Fazit zu Band III

Kaufen! Auch wenn das Eisenbahnwesen nicht so ausführlich ist wie erhofft, das Bauwesen entschädigt dafür. Ein tolles Buch, das seinen Platz auf Modellbahnpfuschers Bücherbrett verdient.

Fazit zur Hütte allgemein

Einen Neukauf für Modellbahnzwecke ist die Hütte m.E. nicht wert. Das hat mehrere Gründe: zum einen die wahrlich prohibitiven Preise im dreistelligen Euro-Bereich, zum anderen der vermutlich drastisch geänderte und damit unseren Epochen fernere Inhalt. Wer wie ich ältere Ausgaben aber irgendwo gebraucht findet, sollte unbedingt zuschlagen. Von den direkt verwertbaren Skizzen einmal abgesehen, bieten die Bücher interessanten Lesestoff und Anregungen in Hülle und Fülle; detailliertere Beschreibungen und Hinweise sollten sich in Bibliotheken finden lassen, wenn auch das Aufspüren der in den zahlreichen Literaturverweisen genannten Werke heute sicher nicht mehr einfach ist.

Vor dem Kauf sollte man aber wohl die Daten der Bücher mit der selbstgewählten Epoche vergleichen; spätere Ausgaben enthalten vermutlich viele der interessanten Sachen wie Holzfachwerk oder Schotterstraßen nicht mehr so ausführlich. Meine Bücher aus den 30er bis 50er Jahren sind jedenfalls für Epoche 2 und 3 sehr brauchbar.

Wie dem auch sei; man sollte sich als Modellbauer m.E. mal in der Bücherei ein paar Stunden Zeit für Primärliteratur nehmen. Ich fand das Ganze jedenfalls in weiten Teilen interessanter als Bücher oder Zeitschriften für Modellbahner, gerade weil hier mehr der eigenen Phantasie überlassen bleibt. Wer weder ein Vorbild sklavisch nachbauen noch auf dem Niveau von Faller-Katalog und Miba verharren mag, dem sei die Hütte als Ideenspender angeraten. Doch Vorsicht: sie ist eine nicht zu unterschätzende Einstiegsdroge! :-)

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Zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2003   Technische Probleme? Mail an Webmaster