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Die Hütte, des Ingenieurs Taschenbuch: Band II

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Bücherbrett"

Besprechung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Band II: Maschinenbau

Jetzt aber Butter bei die Fische! Das Theoriebuch in die Ecke geschmissen und frisch ans Werk.

Kesselvernietung Maschinenelemente. Hier lernt man unter anderem, wie man Löt- und Schweißverbindungen so anlegt, daß sie halten -- was durchaus auch beim Modellbau helfen mag, weil einfach echter wirkt, was mit Wissen ums Vorbild konstruiert wurde. Wo gehören die Nähte in einem geschweißten Behälter hin? Hier steht's. (Nicht in die Kanten und möglichst zueinander versetzt.) Gleiches gilt fürs Nieten (wie nietet man einen Fachwerkträger?) und Schrauben. Jedenfalls kribbelt's hier schon spürbar in die Fingers. Die Abschnitte über Lager, Achsen, Wellen, Reibkupplungen etc. sind wieder mehr von akademischem Interesse, trotzdem aber interessant zu lesen. Ebenso das Bremsenkapitel. Mein Interesse könnte aber auch mit meinem Faible für alte Autos zusammenhängen... Dann kommen noch ein paar hundert Seiten über Zahn-, Ketten- und Riementriebe (incl. Lederriemen) sowie Federn, ebenfalls interessant und bei meinen geplanten Industriebauten bestimmt zu verwerten.

Getriebe. Vielleicht im Modellokomotivbau zu gebrauchen, ansonsten weniger unmittelbar umsetzbar, aber trotzdem beeindruckend ;-)

Maschinendynamik. Wassndas? Achso: wieso fliegt meine Drehbank bei 3.000/min auseinander, in 30 einfachen Seiten. Naja.

Absperrschieber Rohrleitungen und Absperrorgane. Hier gilt das zu Beginn dieses Bandes gesagte sinngemäß: man baut glaubhaftere Modelle, wenn man weiß, worauf's beim Original so ankommt. Durchaus brauchbare Skizzen von Rohrverbindungen und Absperrventilen, zum Nachbau empfohlen -- und wenn sie bloß bei Klempnermeister Röhrich auf'n Houf rumoxidieren...

Energiewirtschaft. Interessant die Skizzen ortsfester Dampfkessel in -zig Varianten nebst ihrer Bauteile: Überhitzer, Speisepumpen, Ventile, Feuerungsbeschicker... Das geht dann so weiter bis zum Grundriß eines Großdampfkraftwerks incl. Gleisplan. Weiter mit Verbrennungskraftwerken, Kondensatoren, Kühlanlagen (Skizzen von Kühltürmen braucht man selten, aber wenn: hier findet man sie). Dann wird's wieder kleiner: Menschliche Arbeitskraft. Daß ein schwer arbeitender Mensch 22 Liter Luft und bis zu 25 kcal Energie je Minute braucht, wußte ich auch noch nicht. Und daß ich in einer Schicht 22 Tonnen Sand zwei Meter hoch und einen Meter weit schaufeln können soll, also ca. einen Omm-Wagen voll, wage ich ernstlich zu bezweifeln...

Kolbenverdichter Kolbenmaschinen. Wunderschöne Skizzen von Kolbenpumpen und -verdichtern mit riesigen Schwungrädern, Dampfmaschinen und ihrer Steuerungsteile und (endlich) auch Dampflokomotiven. Dazu massenhaft Text für lange Winterabende. Weiter geht's mit Verbrennungsmotoren, ausführlich genug, um dann einen aus dem Vollen zu schnitzen. Wieder Futter für den Autofan in mir.

Strömungsmaschinen. Kreiselpumpen und -verdichter, Turbinen, Windkraftmaschinen: vermutlich auch interessant, aber nicht so charismatisch wie Kolbenmaschinen und deswegen von mir noch nicht genauer beaugapfelt.

Karusselldrehbank Werkzeugmaschinen. Gießereimaschinen, Formsandaufbereitungsanlagen, Hämmer und Pressen, Drehbänke, Schleifmaschinen, Fräsen, Sägen undsoweiter, undsofort... Die Fülle der Detailinformationen und -zeichnungen ist für die Modellnachbildung solcher Betriebe schierer Overkill, aber was soll's? Spannend ist's allemal, und vereinzelt finden sich auch brauchbare Gesamtansichten solcher Maschinen. Desweiteren finden sich hier Schweißgeräte, Elektro- und Druckluftwerkzeuge, eben alles, was man so braucht als Handwerker oder Maschinenfabrik. Und zuviel Wissen hat noch keinem geschadet.

Regelungstechnik. Wieder mal ein weniger faszinierender Abschnitt, aber auch ein kurzer. Hier endet mein Band II A, weiter geht's mit II B.

Leichtbaurahmen Leichtbau und Behälterbau. Interessant: verschiedene Trägerformen vom Rundstahl bis zum Lochblech und ihre Gewichtsunterschiede bei gleicher Festigkeit. Rahmenbau mit Leichtprofilen incl. Skizzen, Formen geschweißter Träger und Plattformen. Behälterbau ist nicht so spannend, auch wenn am Ende wieder ein paar nette Skizzen kommen, u.a. die eines kugelförmigen 30-m-Gasbehälters.

Dreipunkthalterung am Ackerschlepper Ackerschlepper und Ackergeräte. Während die diversen technischen Daten von Zugkraft bis Kraftstoffverbrauch nicht so spannend sind, ist der Abschnitt über Schlepperbauarten (Zug- und Tragschlepper, Geräteträger, Allradschlepper, Raupenschlepper) schon interessanter. Kurios wird's bei den Antriebskonzepten: benzinelektrische Schlepper oder solche mit hydraulischer Kraftübertragung auf Sternmotoren an den Hinterrädern -- sowas soll es gegeben haben? Man faßt es nicht. Die Details zur Getriebeberechnung und Bereifung (Wasserfüllung!) wieder etwas langatmiger, trotzdem interessant: Gitterräder am Ackerschlepper wären auch im Modell was Schönes. Der Abschnitt über Geräte wieder etwas sinnvoller, man lernt da doch 'ne Menge: was wird an welchen Schleppertyp wo angebaut? Skizzen der genormten Anbauvorrichtungen, für Modellbau absolut ausreichend detailliert, runden den Abschnitt ab.

Kältetechnik. Naja, wer ein Schlachthaus oder sowas baut, mag damit glücklich werden -- ich sehe die Anwendung im Modellbau nicht so recht. Aber trotzdem interessant, wie eigentlich alles hier dem technisch interessierten Leser zumindest ein Durchblättern wert sein sollte.

Klimatechnik. Nicht nur wegen Röhrich, der ja auch in Klimatechnik macht: hier wird's wieder nützlicher. Fensterklimageräte sind ja nun nicht mehr so häufig beim Vorbild, da ist so 'ne Skizze schon gut zu haben. Und wie man 'ne Klimaanlage anlegt: das wär doch mal interessant auf der nächsten Baustelle im Modell, oder? Wie alles in der Hütte viel zu detailliert, aber wen stört's...

Förder- und Lagertechnik bildet erfreulicherweise den Löwenanteil in Band II B. Hier geht's ans Eingemachte: Handkurbelgetriebe, Kranlaufräder und -schienen, Gesperre und Bremsen, Schäkel und Haken, Traversen, Gehänge und Ladeplattformen, Kübel, Greifer und Hebemagnete, Paletten und Stapelbehälter -- alles mit Skizzen, eine echte Fundgrube für den Industriemodellbauer. Motore, gut, nicht soo spannend, aber Pantographen und Fahrleitungskanäle (zum Berührungsschutz bei Stromschienen) entschädigen dafür. Und dann: Winden, Fahrwerke, Stahlkonstruktionen für Krane (Ausleger, Bockkrane). Toll.

Weiter im Programm: Flaschenzüge, Winden (darunter Spillwinden zum Verschieben von Eisenbahnwagen per Seilzug), Lauf-, Bock- und Hängekrane mit brauchbaren Zeichnungen und hemmungslos weiter zu Verladebrücken mit darauf verfahrbaren Kranen mit fast 100 m Spannweite. Dann wieder handlich: Drehkrane, darunter ganz herzallerliebste mit Handantrieb. Immer wieder beeindrucken wunderschöne Zeichnungen und machen die Finger kribbelig, wenn sie auch nicht so detailliert sind wie Modellbauzeichnungen gemeinhin -- mit etwas gutem Willen sollten sie reichen.

Handhubwagen Dann kommen gleislose Flurförderer (vulgo: Elektrokarren), darunter das Vorbild des bekannten Wiking-Modells, Handhubwagen, Gabelstapler und was man sonst so in der Lagerhalle braucht, gefolgt von Fließbändern und Förderketten und -- besonders interessant -- Feldbahnen, Schrägaufzügen für Lorenbahnen, Kettenförderanlagen dazu, dann sogar Güterwagen! Diese allerdings als extrem grobe Schemaskizzen, aber immerhin: sechsachsige OOt-Wagen mit 14 Metern LüP gab's also schon vor Peine-Salzgitter, gut zu wissen. Und immer noch weiter: Hängebahnen und Wagen dazu (darunter sogar ein Kranwagen!), Bergseilbahnen (mit Skizze eines Personenwagens der Standseilbahn Chantarella-Corviglia, wo immer das sein mag), Luftseilbahnen... Frank würde da ein paar Dutzend Seiten aus der Reihe "Ein Leben ist viel zu kurz" von machen ;-)

Waggonkipper Kipper und Wipper: Waggonkippanlagen, mehrere verschiedene zudem, als Prinzipskizzen -- danach habe ich zwar nicht gesucht, aber sie gefunden zu haben, beflügelt meine Phantasie... Sowas gab's sogar für vierachsige OO-Wagen mit 80 Tonnen Gesamtgewicht! Und auf der nächsten Seite dann eine "Verladebrücke mit Drehkran und Gehängekipperplattform", also ein Kran, der O-Wagen lupft und über einem Bunker oder Schiff auskippt. Realistischer als Bauprojekt: Fuhrwerkkipper, also die Dinger, die einen Rübenwagen anheben und in einen O-Wagen entleeren. Oder wie wär's mit einem Kreiselwipper? Damit entleert man O-Wagen, indem man sie umdreht -- genau wie im Modell.

Hellingkran Und daß es sowas wie Kabelkrane gab (oder gibt?), also Krane, deren Laufkatze an einem mehr oder weniger straff gespannten Kabel läuft, war mir bisher auch entgangen. Dabei gibt's die auch in ganz groß, im Schiffbau -- da heißen sie Hellingkrane, und so wie ich Frank kenne, wird der jetzt ganz hibbelig und baut da bald mal 'ne Seite zu. Ich delektiere mich derweil an Kabelbaggern (das kann ich nicht beschreiben, da bau ich bald mal 'ne Seite zu -- aber kein Modell, was soll ich mit einem 300 m langen Brückenkabelbagger, der paßt ja kaum in meine Wohnung), Eimerkettenbaggern (allein das Fahrwerk: 56 Achsen auf der einen Seite, auf der anderen "nur" 24...), Schaufelradbaggern (oder mach ich doch mal Tagebau in Z? :-) und den Gegenstücken zum Abraum-Ausbringen, die "Absetzer" heißen. Und mit jedem Umblättern werden die Dinger größer... Und immer wenn man denkt, das kann jetzt nicht mehr besser werden, wird es das: Gleisrückmaschinen, also Geräte, die Gleise verlegen. Schürfkübelwagen (endlich versteh ich, wozu die Dinger gut sind!).

Becherwerklader Ladegeräte: sozusagen Bagger für Fortgeschrittene, die man sich mit etwas Phantasie auch an der Ladestraße vorstellen kann. Die Dinger müssen auch mal auf den Scanner; nebenstehend ein Beispiel als kleine Vorankündigung zum Mundwäßrigmachen...

Immer noch Förder- und Lagertechnik: Aufzüge. Wieder massenhaft Theorie, gut so, sonst wird diese Besprechung zu schwärmerisch (zu lang ist sie eh). Die Schachtförderanlagen sind schon wieder interessanter. Wer sowas bauen will: hier sind die Zeichnungen dafür. Waagen sind auch interessant -- auf die Idee, die Last am Kranhaken über Seilablenkung zu wiegen, muß man schließlich auch erstmal kommen. Sogar eine Skizze für 'ne Rolltreppe findet sich schon. Die versprochene Lagertechnik kommt jetzt auch endlich: Anlage von Lagerplätzen und -hallen, Speicherhäuser für Schütt- und Sacklagerung von z.B. Getreide (diese hohen Häuser mit den wenigen Fenstern sind von innen viel interessanter!), Bunker (wieder mit Prinzipskizzen, und schon wieder kribbelt's in die Fingers), all so'n Zeugs eben.

Bewegungslehre der Getriebe. Das ist alles entweder sehr theoretisch oder so abgehoben, daß ich den Zweck der realistisch dreidimensional gezeichneten Apparaturen nicht verstehe: wozu mag eine sphärische Schubkurbel dienen? Egal. Zügig durchblättern und weiter im Text.

Feinmechanik. Wie man Maschinen im Fertigungsprozeß wirtschaftlich anordnet, hätte ich hier nicht vermutet. Weiter geht's mal wieder mit der Gestaltung von Schweiß-, Löt- und Klebenähten, Sicken, Vernietungen, Verlappungen etc., naja, die Reihenfolge folgt ohnehin eigenen Gesetzen. Sogar die ersten Anklänge an Computertechnik gibt's hier zu bestaunen: Trommelspeicherwerke und Tabellendrucker... Es folgt ein Ausflug in die Elektrotechnik, Dutzende von Seiten über Schalter und Schaltwerke, Verstärker... Die letzten Seiten werden überblättert, und dann saugt's einen förmlich zurück zur Förder- und Lagertechnik.

Fazit zu Band II

Sehr interessant, auf jeden Fall eine Überlegung wert. Der Neupreis ist vermutlich prohibitiv, aber ein paar Dutzend Euro wären mir diese beiden Bücher locker wert gewesen, wenn ich sie nicht schon hätte. Kaufen!

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Zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2003   Technische Probleme? Mail an Webmaster