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Kosmetik für zu breite Achshalter

Aus der Reihe "Zwischendurch gepfuscht"

Idee: Erik Meltzer
Umsetzung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Idee

Ich war kurz davor, meinen Märklin-Om 12 ihre Fahrwerke wegzuruppen. Grund: die viel zu breiten Achshalter! Was die Göppinger sich da gedacht haben mögen, weiß ich auch nicht – vermutlich soll sich da die drei- bis siebenjährige Zielgruppe beim Schieben mit ihrem ganzen Gewicht drauflehnen können. Da ist das außerdem falsche Vorbild – naja, das "Modell" zeigt zumindest Merkmale der Austauschbauart – völlig unerheblich ...

Egal, der Aufbau ist schön, das Modell ist (aus zerruppten Anfangspackungen) damals recht billig gewesen, und darum stehen hier noch fünf davon rum, zur Ausbesserung abgestellt wegen der achshalterbedingten Augenschmerzen. Einige davon werden vielleicht auch mal anderswo abfallende Fleischmann- oder Piko-Fahrwerke bekommen, aber darum geht's hier nicht – sondern um Resteverwertung nach bester Modellbahnfrokler-Manier.

Was nämlich in meiner – und sicher auch manch anderer – Bastelkiste in beträchtlicher Anzahl herumliegt, sind mehr oder weniger gerupfte Piko-Fahrwerke, mit abgebrochenen Bremsbacken oder Achshaltern, sprich: Plasteschrott. Aber einige der Achshalter sind noch okay, und schön waren die alten Piko-Fahrwerke ja schon immer. Und so ...

Om 12 in Stirnansicht
Bild 0: Stirnansicht eines halb umgebauten Wagens: links der neue Achshalter, rechts der originale

Extrem Rumsäging (Terror!)

... am Märklin-Fahrgestell

Bild 1: Erster Schnitt (parallel zum Längsträger) Wir sägen erstmal mit dem Kreissägeblatt in der Kleinbohrmaschine soviel von der Außenseite des Märklin-Achshalters weg, wie wir uns trauen. Weit mehr als die Hälfte ist das locker (grün markierter Bereich in Bild 1); bei mir ist der verbleibende Achshalter etwa so dick wie die Tiefe der Aussparung im Piko-Teil, in der dort der Blech-Achshalter eingelassen war (Maß "b" in Bild 3 bzw. 5). Der Sägeschnitt geht bis zur Unterkante des Längsträgers, das verbleibende Teil ist komplett glatt.

Bild 2: Zweiter Schnitt (Achshalter schmaler schnippeln) Anschließend reduzieren wir die Breite des verbleibenden Blind-Achshalters bis etwa zur Höhe der späteren Federpakete (grün markierter Bereich in Bild 2). Bis runter zum Längsträger schneiden geht beim Märklin-Om 12 nicht, weil die Aussparung im Achshalter am Langträger das Ergebnis zerfallen ließe.

Die Breite des verbleibenden Steges (Maß "a" in Bild 3 bzw. 5) entspricht der Breite der Aussparung im Piko-Achshalter für die Blech-Blindachshalter.


Bild 3: Fertig verstümmelter Achshalter Beim Anpassen der Piko-Teile stellen wir unter Umständen, je nach Lage der horizontalen Sägeschnitte, fest, daß Teile des Märklin-Fahrwerks, die hinter den neuen, schlankeren Federn sichtbar bleiben würden (die grün schraffierten Bereiche in Bild 2 deuten an, welche ich meine), noch entfernt werden müssen. Das ist aber mit ein paar Feilhieben schnell erledigt, wenn man vor dem Verkleben dran denkt ... ;-)

... an den Piko-Spenderteilen

Bild 4: Piko-Fahrwerk und was wir davon brauchen Entsprechend wird natürlich das Piko-Teil von seinem Fahrwerk getrennt, zunächst mit einem Schnitt an der Unterkante des Längsträgers und dann mit einem weiteren, der das Teil überall auf dieselbe Dicke reduziert, die es im unteren Bereich hat. Den grün markierten Bereich in Bild 4 wollen wir haben.

Bild 5: Piko-Teil und was davon wegmuß Der Bereich hinter der Feder muß indes noch schmaler geschnitten werden, da hier ja der Märklin-Achshalter genauso breit ist wie das Piko-Teil: Der grün markierte Bereich in Bild 5 muß weg. Dabei entfällt der Teil der Nachbildung des Achshalterblechs, der oberhalb der Feder liegt – diesen Teil stellt dann später der entsprechende Teil des Märklin-Achshalters dar. Diese Anpassungen sind aber mit Kreissägeblatt und ein paar Feilstrichen schnell erledigt. Aber Vorsicht mittie Fingers, Abrutschen mit dem Kreissägeblatt kann schnell schmerzhaft werden!

Finale

Nach dem Entgraten beider Teile kann dann die Piko-Achshalterblende mit Sekundenkleber an das Märklin-Fahrgestell geklebt werden. Es folgt die übliche Alterung, nachdem die Radsätze probehalber eingebaut und auf leichten Lauf geprüft worden sind. Ein Hauch Fett oder Öl noch an die Spitzen, denn schon Werner wußte: bei allem, was gleitet, soll man "mit dem Öul nich spaasam sein". Fertig!

Der Zeitaufwand für die Sägerei liegt bei rund einer halben Stunde pro Achshalter, Löten und Anbauen der neuen Rangierertritte (die dem Fotomuster noch fehlen) kommt hinzu – alles inklusive dauert der Umbau eines Wagens vielleicht drei, höchstens vier Stunden, mit Routine (die auch mir noch fehlt) vermutlich deutlich weniger. Ob sich das lohnt? Ich denke schon. Denn:

Das Ergebnis ...

... kann sich optisch mit guten Großserienmodellen messen, wenn es auch nicht ganz mit neuesten Fleischmann-Fahrwerken mithalten kann – aber für den Preis ... Ein Fahrwerkstausch ist zwar weniger arbeitsaufwendig, dafür muß aber das Spenderfahrwerk auch passen (oder passend gemacht werden) – und gerade wenn es von Piko (DDR) und damit wahrscheinlich vom Flohmarkt, von Ebay oder aus der Bastelkiste kommt, wird es kaum schon brauchbare Puffer oder noch alle Bremsbacken haben, von anständigen Kupplungsaufnahmen ganz zu schweigen. Das alles hat das Märklin-Fahrwerk, weswegen sein Umbau sich m.E. durchaus lohnt, wenn man den Wagen denn günstig bekommen kann (ich habe zwischen 15 und 20 Mark bezahlt) oder schon sein Eigen nennt.

Om 12 nach dem Umbau Om 12 vor dem Umbau
Bilder 6 und 7: Seitenansichten eines umgebauten (links) und eines originalen Wagens (rechts). Zum Vergrößern einfach draufklicken

Nicht überzeugt? Es gibt noch andere Fahrwerksspender? Wo denn? Andere in Frage kommende, sprich: preiswerte Spenderfahrwerke wie die der Roco- oder Fleischmann-Einfachserie sind in punkto Bremsen und/oder Kupplungen auch nicht perfekt. Neue Roco-G 10 oder Fleischmann-Om 12 könnten feine Fahrwerke spenden, aber wer nimmt sowas als Schlachtwagen für ein Märklin-Einfachmodell?

Zum normalen Katalogpreis neu kaufen würde ich so ein fehlerbehaftetes Modell wie den Märklin-Om 12 indes heute nicht mehr, erst recht nicht angesichts des bildschönen Fahrwerks unter dem Fleischmann-Om 12 (das es leider aber nicht mit Druckluft-, aber ohne Handbremse gibt, wie es für die EUROP-Beschriftung einzig richtig ist; auch da muß also ggf. eine Bremsanlage ran, fertig aus der Schachtel gibt's diesen Wagen nirgends).

Ein weiteres potentielles Umbauopfer dieser Machart ist übrigens Märklins handgebremster G 10: durchaus ordentlicher Aufbau, aber mehr als schreckliches Fahrwerk. Hier wird's allerdings einfacher, weil der Wagen schon Blindachshalter aus Blech hat, man also die Märklin-Achshalternachbildungen einfach nur wegruppen und durch Piko-Teile ersetzen muß. Beim handgebremsten Om 12 von Märklin, derzeit aus Anfangspackungen häufig günstig zu haben, rate ich indes zum Fahrwerkstausch (z.B. mit Piko-Säuretopfwagen): sein Fahrwerk ist nicht häßlich, sondern nur falsch, nämlich passend für die Austauschbauart und unter diversen Om 21-, G 20- oder V 23-Wagenkästen erheblich sinnvoller zu verwerten als als Zersägeopfer.


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Zuletzt bearbeitet am 23. Mai 2002