www.modellbahnfrokler.de

Ein Fischwagen

Aus der Reihe "Ein Leben ist viel zu kurz..."

Idee: Frank Wieduwilt
Umsetzung: Frank Wieduwilt <frankw@modellbahnfrokler.de>

Fischwagen der österreichischen Südbahnen
Bild 1: Österreichischer Fischwagen,für einen 300 dpi-Scan einfach draufklicken.
Aus: Röll, Enzyclopädie des Eisenbahnwesens, Band 4, Berlin/Wien 1912, S. 89.

"Boah, Fischwagen - wat soll das besonderes sein?" Nun, bei diesem Wagen handelt es sich nicht um einen stinknormalen Kühlwagen, in dem tote Fische durch die Gegend gefahren werden, sondern um einen Wagen zum Transport lebender Fische.

"Der Wagen ist dreiachsig, besitzt einen Radstand der Endachsen von 11,5 m, eine Gesamtlänge von 11,5 m über Puffer gemessen, ein Eigengewicht von 15,5 t und ein Ladegewicht von 17,5 t; er ist mit Luftsauge- und Druckluftbremse sowie Heizleitung ausgerüstet, so daß seien Einstellung auch in Personenführende Züge möglich ist. Der Wagenkasten ist in 2 Räume geteilt, den Maschinenraum, in dem sich außer den maschinellen Einrichtungen auch ein Liegebett und und ein kleiner Schrank für den Begleiter befinden, und den Fischraum.
Im Fischraum sind zwei große, nahezu die ganze Raumfläche bedeckende, voneinander getrennte Behälter aus verzinktem Eisenblech hintereinander angeordnet, die wieder durch eine, mit Interkommunikationsöffnungen versehene Blechwand in je zwei Unterbehälter geteilt sind; jeder dieser Unterbehälter hat ein gesondertes, durch einen gelochten Blechmantel geschütztes und mittels eines Handrades zu betätigendes Ablaßventil.
Der Gesamtfassungsraum der Fischbehälter beträgt 17,5 m2, so daß das mögliche Ladegewicht (entsprechend der zulässigen Tragefähigkeit des Wagens) 18 t ausmacht; hierbei ist angenommen, dass die Hälfte des verfügbaren Raums von Fischen, die andere Hälfte von Wasser eingenommen wird.
[...]
Die Behälter ruhen auf Schienen und können bei notwendigen Instandhaltungsarbeiten durch die zu diesem Zwecke abnehmbar hergestellte Stirnwand der Nichtbremsseite ausgeschoben werden.
Der Maschinenraum ist von außen durch je eine in jeder Wagenlängswand eingebaute, mit vergitterten Fenstern versehene Flügeltür zugänglich; mit dem Fischraum ist er durch eine in der Trennungswand über den Fischbehältern angeordnete und vom Maschinenraum durch eine Stiege erreichbare Flügletür verbunden.
Zum Begehen des Fischraumes sind über den Behältern Laufbretter angeordnet. In den Kastenseitenwänden des Fischraums befinden sich oberhalb der Behälter für ds Laden und Entladen bestimmte Öffnungen, die durch gut abgedichtete nach innen gegen die Decke zu hebbare Klappen abschließbar sind.
Für die Lufterneuerung in den Wagenbehältern ist durch Anordnung einer Zentrifugalpumpe, die von einem Benzinmotor angetrieben wird, vorgesorgt. Mittels dieser Pumpe wird das Wasser aus den Behältern abgesaugt, in einer Druckleitung hochgepreßt, um dann oberhalb der Behälter in Abzweigleitungen mit entsprechend verringertem Lichtquerschnitt gedrückt und durch Zerstäubungsstücke mit einem Überdruck von 1 Atmosphäre den Behältern wieder mit einer hinreichenden Menge mitgerissener Luft wieder zugeführt zu werden.
Um die Pumpe auch bei allfälligen Versagen des Motors antreiben zu können, ist ein Notantrieb von der Wagenmittelachse aus vorgesehen.
Ferner ist im Maschinenraum eine Handluftpumpe vorhanden, um in Falle des Versagens des Motors und gleichzeitigem längerem Stillstand des Fahrbetriebsmittels in Stationen den Behältern frische Luft zuführen zu können. Für eine allfällige Abkühlung des Behälterwassers sind oberhalb der Behälter gitterartige Eiskörbe angeordnet.
Das Füllen der Behälter in den Stationen kann aus den Lokomotivkranen oder aber, wo dies nicht möglich ist, aus Bottichen mittels der Zentrifugalpumpe erfolgen, wofür geeignete Schlauchanschlüsse vorgesehen sind. Die Saugleitung jedes Behälters ist für sich absperrbar, um jedem Behälter getrennt Wasser entnehmen zu können.
Die Beleuchtung des Wagens ist elektrisch (Dynamo, vom Motor angetrieben, außerdem ist für Anstände beim Motor eine Akkumulatorenbatterie vorgesehen). Sämtliche Wagenräume sind mit am Wagendach angeordneten Lüftungsvorrichtungen versehen.
Besondere Isolierungen der Kastenwände sind nicht vorhanden, jedoch sind die Außenwände und das Dach weiß gestrichen, um die ungünstigen Einwirkungen der Sonnenstrahlen möglichst zu vermeiden."

Der Nachbau dieses Wagens dürfte etwas schwieriger sein. Es gilt, ein dreiachsiges Fahrwerk zu bauen, was lauftechnisch nicht ganz einfach ist. Möglicherweise eignet sich das veränderte Fahrgestell eines dreiachsigen Personenwagens oder angesichts der Federlänge besser Güterwagens (vielleicht der neue dreiachsige G von Fleischmann?), auf das ein Aufbau aus PS-Bretterplatten gesetzt wird. Da das Dach trapezförmig ist, ist dessen Nachbau recht einfach.

Literatur


[ Index | Mail an Frank ]

Probleme, Tips, Ideen zu dieser Seite? Immer zu mir: webmaster@modellbahnfrokler.de!
Zuletzt bearbeitet am 12. August 2000