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Von Klagenfurt nach Duisburg

Oder: Leichte Wagen für schwere Zeiten

Ideen: Verschiedene Autoren
Umsetzung: Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Die Vorbilder

Der Titel deutet's dezent an: es geht um Omm-Wagen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, die bei der Reichsbahn in die Gattungsbezirke Klagenfurt und Duisburg eingereiht worden waren; bei der DB trugen diese Wagen die Bezeichnungen Omm 34, Omm 29, Omm 37 und Omm 39.

Der Omm 34 (Klagenfurt)

Omm 34 von Klein-Modellbahn
Bild 1: Der Omm 34 von Klein-Modellbahn

So wie Kriegsloks (Baureihen 42 und 52), also radikal vereinfachte Konstruktionen mit einem Augenmerk auf einfache Reparatur und Materialersparnis, gab's auch Kriegswagen. Der bekannteste dürfte die "Leipzig-Familie" sein, die von Gl-Wagen über Leig-Einheiten und Behelfspersonenwagen bis zu vierachsigen Reisezugwagen mit Holzwänden reichte. Der Klagenfurt war die Kriegsversion des Omm-Wagens.

Der vorher gebaute Villach (Omm 33) war viel zu aufwendig konstruiert, um in den schweren Zeiten den stark gestiegenen Wagenbedarf decken zu können. Deswegen wurde mit dem Klagenfurt ein völlig anderer Wagen entwickelt. Besonderes Kennzeichen: der durchgehende Obergurt. Das ist eine Stahlstrebe quer über die Oberkante der Türöffnung, die das Durchbiegen des Wagenkastens vermeidet, ohne daß man dazu wie sonst üblich ein Sprengwerk bräuchte. Weniger Kastensäulen (nur eine je Seitenwandhälfte), geringere Materialstärken und Holztüren halfen, den Materialverbrauch der Konstruktion – und ihr Gewicht – geringzuhalten.

Nach dem Krieg wurden die vorhandenen Klagenfurt z.T. aufgearbeitet, erhielten dabei meist Blechtüren, oft verstärkte Kastensäulen und gelegentlich auch Blechwände.

Der Omm 29 (Duisburg)

Wie die Bauartnummer, die zu genieteten Wagen gehört, schon andeutet, war der Omm 29 ein konstruktiver Rückschritt: der erste und letzte genietete Omm der DB. Der Grund für diesen Schritt war, daß die DB nach dem Krieg wegen Wagenmangel so ziemlich alles beschafft hat, was die Industrie (auch im Ausland) liefern konnte.

Die relativ wenigen Omm 29 unterschieden sich von den späteren Omm 37 optisch durch etwas weiter heruntergezogene Seitenwanddiagonalen; (schlechte) Scans eines unfertigen Modells finden sich weiter unten bei der Beschreibung des Umbaus eines Märklin-Omm 37.

Der Omm 37 (Duisburg)

Omm 37 von Roco
Bild 2: Der Omm 37 ohne und mit Handbremse als (leider nicht mehr erhältliches) Roco-"Billigmodell"

Im Gegensatz zum Omm 29 war der Omm 37 die logische Weiterentwicklung des Kriegswagens. Dessen genannte Nachteile (zu geringe Materialstärken, durchgehender Obergurt, Holztüren) wurden abgestellt. Optisch unterscheiden sich die Nachkriegswagen vor allem durch das Sprengwerk, aber auch durch die weiter als die Seitenwanddiagonalen vorstehenden senkrechten Kastensäulen von den Omm 34.

Von einigen Versuchswagen abgesehen, endete mit diesem Wagentyp die Zeit der Bretterwand-O-Wagen bei der DB.

Der Omm 39 (Duisburg)

Omm 37 von Roco
Bild 3: Der Omm 39 von Piko

Wie auch der Omm 29 ist der Omm 39 als Notbehelf zu werten; er entspricht tschechoslowakischen Baugrundsätzen, was angesichts seiner Entladeklappen und aushebbaren Seitenwandteilen bei den Verladern nicht wirklich gut ankam. Die Wagen wurden deshalb nach nur zehn Jahren (1959) mit UIC-Wagenkästen versehen.

Die Modelle

Omm 34 gibt's zur Zeit von Klein-Modellbahn (Bild 1) und von Piko (Bild 4). Beide Modelle sind brauchbar, das von Klein gefällt mir noch etwas besser. Richtig schön war das alte Piko-Modell, vor allem wegen seiner sehr schmalen Bretterfugen – leider hat man das bei der Überarbeitung "verschlimmbessert". Außerdem liegt das neue Piko-Modell zu hoch (der Rahmen wirkt zu dick), kann aber tiefergelegt werden. Das alte Piko-Modell gab's nur mit Holztüren; das neue gibt's – ebenso wie das von Klein – sowohl mit Holz- als auch mit Blechtüren.

Omm 34 von Piko
Bild 4: Der Omm 34 von Piko

Omm 29 gab's, soweit ich weiß, noch nie als H0-Modell. Aber man kann sie relativ einfach umbauen – siehe unten.

Omm 37 gab's mal von Märklin-Primex und von Roco (Bild 2). Leider sind beide Modelle nicht mehr erhältlich, so daß man sie entweder gebraucht erstehen (und im Fall des Märklin-Wagens auch noch mit einem korrekten Fahrwerk versehen) oder sich seine Omm 37 aus Klagenfurt umbauen muß; das ist aber sehr einfach: Obergurt über der Tür weg (bei Piko nicht mal das, denn man sieht ihn nicht), Kastensäulen verstärken, Sprengwerk dran, fertig.

Omm 39 gibt's von Piko (Bild 3) und Vacek. Das Piko-Modell ist ganz okay, wenn auch wie schon der Omm 34 zu hoch; das Vacek-Modell mit seiner Innendetaillierung (!) halte ich für sehr interessant, habe es aber noch nie gesehen.

Mögliche Umbauten

1. Omm 34 mit Blechwänden

Omm 34 mit Blechwänden, lackiert
Bild 5: Ein Piko-Omm 34 mit Blechwänden. Wegen der glänzenden Lackierung sieht das Bild ziemlich übel aus; wenn der Wagen fertig ist, kommt ein besseres

Als Basis eignen sich alle Omm 34- oder Omm 37-Modelle. Mein Modell entstand aus dem alten Piko-Wagen, das die Tür eines verkürzten Roco-Wagens (s.u.) erhalten hat. Warum so kompliziert? Als dieser Wagen verpfuscht in der Bastelkiste landete, gab's die neuen Roco-, Klein- und Märklin-Modelle noch nicht. Heute würde ich einen neuen Piko- oder Klein-Wagen mit Blechtüren als Basis nehmen; dieser war aber so verhunzt, daß die Blechverkleidung seine letzte Rettung war. Bild 6 zeigt meinen letzten alten Piko-Wagenkasten, aus dem auch noch mal ein Holztürwagen entstehen soll.

Omm 34 mit Holztüren: das alte Piko-Modell
Bild 5: Ein alter Piko-Omm 34 mit Holztüren. Die schönen schmalen Bretterfugen fallen hier nur dadurch auf, daß man sie stellenweise nicht sieht

Der Umbau ist ziemlich simpel: es werden einfach passend zugeschnittene Cinefoil-Stücke zwischen die Kastenstreben auf die Seitenwände geklebt. Mein Wagen erhielt zusätzlich verstärkte senkrechte Kastensäulen aus PS-Streifen, die ich über die originalen geklebt habe, und eine Nachbildung des durchgehenden Obergurts. Den Rohbau zeigt Bild 7.

Omm 34 mit Blechwänden im Rohbau
Bild 7: Derselbe Piko-Omm 34 mit Blechwänden vor dem Lackieren. Das Schwarze ist Cinefoil, das Weiße PS-Profil

M.E. ist Cinefoil genau das Richtige für diesen Zweck: der fertige Wagen sieht ein wenig heruntergekommen aus, leicht beulig eben und nicht so steril wie ein Wagen mit PS-Seitenwänden. Was Cinefoil ist und wo man es herbekommt, steht übrigens hier auf der UFO-Seite.

Die übrigen Arbeiten entsprechen dem Üblichen: Griffstangen, Puffer, Tritte, Signalhalter, Beschriftung ... Mein Wagen hat all das aber, wie man sieht, auch noch vor sich.

Bloß kein Streß! :-)

2. Omm 29 aus Omm 34/37

Omm 29 und Omm 37 zum Vergleich
Bild 8: Ein Omm 29, Basis Märklin mit Roco-Fahrwerk. Zur Lackierung gilt das bei Bild 5 Gesagte

Die Hauptarbeit beim Bau eines Omm 29 ist die Anfertigung der neuen Seitenwanddiagonalen. Es gibt grundsätzlich zwei Wege, diese Änderung zu erzielen: entweder schleift man die Seitenwanddiagonalen eines Omm 34/37 weg, ritzt die Bretterfugen nach und baut die neuen Diagonalen an, oder man baut gleich neue Seitenwände. Dazu mehr im nächsten Abschnitt; hier die erste Methode.

Um es gleich zu sagen: Nochmal mach ich das nicht. Das Wegschleifen der alten Diagonalen, vor allem aber das Bretterfugenritzen sind ziemlich nervtötend, und auch bei sorgfältigem Arbeiten ist das Ergebnis, nun ja, suboptimal.

Die neuen Diagonalen, beim Vorbild Z-Profile (bzw. genauer: man stelle sich ein H vor, bei dem zwei schräg gegenüberliegende Stege fehlen), habe ich aus versetzt übereinandergeklebten Rechteckprofilen angedeutet. Den Rohbau zeigt Bild 9.

Omm 29 vor dem Lackieren
Bild 9: Der Omm 29 von Bild 8 vor dem Lackieren. Links daneben ein original Märklin-Wagenkasten auf einem Piko-Fahrwerk, der mal ein Omm 37-Modell werden soll, zum Vergleich

Der gezeigte Wagen hat ein Fahrgestell aus Teilen des Roco-Einfachserien-Fahrwerks mit 94 mm LüP: X 05, O 10, K 25 und Ommp 50 sind die Spenderwagen (mehr über diese Modelle hier in einem Grundlagenartikel). Richtiger wäre ein Fahrwerk mit Federschaken statt Federlaschen, aber diesen Kompromiß gehe ich ein, weil dieser Umbau so schön einfach ist: Roco-Fahrwerk mittig trennen und mit PS-U-Profil auf Wagenkastenlänge verlängern, schon paßt der Achsstand (für alle Omm-Wagen mit 6 m Vorbildachsstand wie auch für den Gm 39).

Teile der Detaillierung fehlen auch hier noch, aber wenn schon mein Wagenpark überwiegend aus Baustellen besteht, darf meine Website das auch :-)

3. Omm 34/29/37 durch Verlängerung des Roco-Einfachmodells

Oben unter "Die Modelle" wohlweislich nicht erwähnt habe ich die Nachbildung des Omm 37 aus der Roco-Einfachserie, da sie so brutal verkürzt ist, daß man sie eigentlich kaum als Omm 37 – oder überhaupt als Omm-Wagen – erkennen kann. Trotzdem kann man diesen Wagen durchaus verwerten, nämlich durch Verlängern und Neubau der Seitenwände.

Das klingt dramatischer, als es ist, wenn man denn kleine Kompromisse einzugehen bereit ist. Es gibt nämlich im Architekturbedarf (und in guten Modellbaugeschäften) PS-Platten mit Rillenstruktur. Wir bräuchten idealerweise 1,8 bis 1,9 mm Rillenweite; ich habe erstmal 2,0 mm verwendet und finde, das fällt nicht besonders auf.

Ein verlängertes Roco-Einfachmodell als Omm 37-Variante
Bild 10: Aus dem Roco-Einfachmodell verlängert: ein Modell der im Text erwähnten Omm 37-Variante. Das Fahrwerk ist wieder von Piko, das Modell noch sehr unfertig...

Vom Roco-Wagenkasten werden die Stirnwände abgetrennt und so beschliffen, daß die Bretternachbildung neben den Ecksäulen komplett verschwindet. Die Seitenwände werden dann neben den Türsäulen abgesägt. Es hat sich dabei als sinnvoll erwiesen, den Wagenboden stehenzulassen, das gibt Stabilität. Auch an den Stirnwänden werde ich das nächstemal ein bißchen Wagenboden hängenlassen, diesmal ist mir das zu spät eingefallen.

Mit den neuen Seitenwandteilen werden die Reste zu einem Wagenkasten verklebt, der in den Abmessungen den o.g. Modellen entspricht.

Die Kastensäulen und Seitenwanddiagonalen entstehen, wie schon beim Omm 29 beschrieben, aus versetzt übereinandergeklebten PS-Rechteckprofilen. Die Anordnung und die Abmessungen derselben entscheiden darüber, ob ein Omm 34, 29 oder 37 entsteht – oder wie mein Erstling einer jener Omm 37 mit zwei senkrechten Kastensäulen und nur einer Diagonale je Seitenwandhälfte, von dem sich im Carstens, Band 3, ein Vorbildfoto findet.

Omm 37-Variante vor dem Lackieren
Bild 11: Die aus dem Roco-Einfachmodell verlängerte Omm 37-Variante von Bild 10 vor dem Lackieren

Die Türen des Roco-Einfachmodells brauchen ein wenig Zuwendung: alle Nietköpfe müssen verschwinden, und die mittlere senkrechte Kante der Buckelung muß so abgeschliffen oder -geschabt werden, daß ein schmales, rechteckiges Feld entsteht.

Das Sprengwerk der Omm 37-Variante entsprch dem des Omm 39: eine mittlere senkrechte Strebe, davon ausgehend zwei schräge Streben nach oben außen. Am Modell fehlt es noch, aber da fehlt eh noch fast alles.


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Zuletzt bearbeitet am 21. Oktober 2000