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Die Leig-Einheit Gllh 24

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Zum Vorbild

Gllh 24: Vorbildfoto
Bild 1: Das einzige mir bekannte Vorbildfoto eines späteren Gllh 24.
Vielen Dank für das Foto an Paul Scheller!

Lange Zeit war ich am Rätseln, ob es diesen Wagen wirklich gab bzw. wie er wirklich aussah. Genaueres steht auf der entsprechenden Seite im Archiv, weswegen ich den Sermon hier nicht wiederholen mag. Hier soll's stattdessen um den Nachbau des Wagens in H0 gehen.

Epochenfragen

Leider scheint niemand DB-Wagennummern für eine Gllh 24-Einheit zu wissen. Das und die "Stückgut-Schnellverkehr"-Beschriftung des als Basis verwendeten Roco-Modells haben mich bewogen, mein Modell dann wohl als DR Brit-US-Zone, Gllh Dresden mit den Wagennummern aus dem Foto (11805 und 11806) zu beschriften. Noch ist das aber nicht passiert; wenn jemand 'ne Epoche-3-Wagennummer hat, bitte melden!

Das Basismodell

Das Basismodell: Roco Glmhs Dresden als DR-Stückgutwagen
Bild 2: Das Ausgangsmodell: Rocos Glmhs 38/Dresden als Gl 12 der DR-Ost mit Beschriftung "Stückgut-Schnellverkehr".
Zum Vergrößern draufklicken

Über Rocos Dresden noch was schreiben zu wollen, hieße Eulen nach Athen tragen. Bis auf Griffstangen und Signalhalter gibt's an dem auch heute noch nicht viel zu verbessern.

Als er letztes Jahr dann mit der oben gezeigten Beschriftung rauskam (Best.Nr. 47515), war klar: wenn eine Leig-Einheit aus Austauschbauwagen entstehen soll, dann jetzt. Denn Leig-Einheiten müssen nach meinem Empfinden einfach diesen Schriftzug haben (siehe auch die GFN-Gllh 12-Besprechung: ich kann mich bei Leig-Einheiten einfach nicht beherrschen ;-), und den selber draufzumachen mag ich ehrlich gesagt nicht mal versuchen.

Der Roco-Wagen ist mit rund 15 EUR inzwischen nicht mehr eben der preiswertesten einer, aber immerhin bleibt die fertige Leig-Einheit trotzdem noch unter dem, was ich damals für die GFN-Sonderserie bezahlt habe, was trotz des erheblich größeren Frokelaufwandes angesichts der Tatsache, daß man vom Gllh 24 garantiert keine zweite Einheit braucht, noch akzeptabel erscheint.

Überblick: Erforderliche Arbeiten

Bilder 3-5: Merkbuchzeichnungen vom Gllh 24 (oben) und vom Ausgangsmodell Glmhs 38 (darunter, zum Vergleich mit und ohne Handbremse).
Zum Vergrößern auf die Zeichnungen klicken.
Wir haben auch vollständige, vermaßte Zeichnungen da: vom Gllh 24 (incl. Draufsicht mit Inneneinrichtung)
und vom Glmhs38 mit sowie ohne Handbremse (jeweils incl. Stirnansicht).

Fahrwerke

Der wesentliche Unterschied zwischen den Gllh 24-Wagen und den Glmhs 38 ist (von der genieten vs. geschweißten Bauart mal abgesehen) der Achsstand: 7 Meter beim Glmhs 38 (und praktisch allen anderen Dresden-Bauarten), 7,70 Meter beim Gllh 24 (und Glhs 25).

Im Gegensatz zu Hans-Peter-Müller, der bei seinem Umbauvorschlag des Roco-Dresden in einen Glhs 25 in [1] das Fahrgestell in der Mitte auseinandergesägt und so verlängert hat, habe ich vor, nur die Achshalter und Federn zu versetzen. So spare ich mir das Wegschnitzen der Kastenstützen am Rahmen, auf das ja auch schon Ludwig Fehr beim Bau eines Glr 23 in [2] bzw. [3] so wenig Bock hatte, daß er stattdessen lieber ein falsches (Verbandsbauart-) Fahrwerk unter sein Modell gefrokelt hat ... :-)

Beim Handbremswagen muß praktischerweise nur die bühnenseitige Achse um 700 Vorbild-mm (also 8 mm) Richtung Wagenende versetzt werden (und natürlich 'ne Bühne angebaut); beim Nicht-Handbremswagen wandern entsprechend beide Achsen um je 4 mm nach außen.

Wagenkästen

Hier besteht die Hauptarbeit im Entfernen der Lade- und Lüftungsöffnungen und dem Einbau der Fenster. Verglichen damit wird das Nachrüsten der Knotenbleche, wie sie genietete Gllh 24 im Gegensatz zu geschweißten Glmhs 38 ja hatten, und der Umbau der einen Stirnseite auf Handbremse geradezu ein Spaziergang.

Sonstiges

Das Kuppeln der beiden Wagen zu einer Leig-Einheit ist relativ simpel: je einen Puffer entfernen, den anderen kürzen, Faltenbalgimitation aus dunklem Karton im Zickzck falten, Wagen mit eingeklebtem PS-Profil in beiden NEM-Schächten fest kuppeln.

Bleiben noch ein Faltenbalg-Aufhänger und ein Toilettenfallrohr sowie die im Vorbildfoto erkennbare Kleinlichtanlage aus Generator und Batteriekasten nachzurüsten. Das Bremserhaus kommt vermutlich von Piko, vielleicht aber auch von Klein Modellbahn; die Beschriftung wird entweder gestückelt oder komplett als Schiebebild in Auftrag gegeben. Mehr dazu, wenn's soweit ist!

Der Umbau der Wagenkästen

Entfernen der Lüftungsöffnungen

Davor hatte ich bei all meinen bisherigen Umbauten den meisten Respekt. Warum, ist zum Beispiel bei diesem Umbau zu sehen: mit dem Skalpell wegschnitzen wird eben nie so sauber, daß man es bei genauem Hinkucken nicht sieht.

Fräsen Seit neulich bin ich nun aber stolzer Besitzer eines Bohrständers, mit dem diese Arbeit vergleichsweise eine wahre Freude ist. Höhe passend einstellen, Fräser in die Maschine und rein ins Vergnügen! Bild 6 ist eine (gestellte) Action-Aufnahme davon; wie bei allen folgenden Arbeitsschritt-Fotos fördert ein Klick aufs Bild eine größere Version zutage.

Wagenkasten unterfüttern Doch halt: vorher muß man natürlich dafür sorgen, daß der Wagenkasten stabil und genau horizontal liegt. Manche tun das von selber, andere, und so auch der Roco-Dresden, kippeln. Am einfachsten baut man sich die nötige Unterfütterung aus einem Stück Hartschaum: Wagen kräftig andrücken, die am deutlichsten eingedrückten Stellen ausschneiden, wiederholen bis nix mehr kippelt. Im Bild 7 habe ich die fraglichen Stellen markiert: auf der Stütze in echt, am Wagen mit dem Malprogramm.

Wagenkasten mit angeklebter Unterfütterung Bild 8 zeigt den Wagen fertig zum Fräsen: die Stütze ist mit Paketklebeband am Wagen befestigt, damit sie nicht bei jedem Hochnehmen wieder abfällt und erneut ausgerichtet werden muß.

Nach dem Fräsen Nach dem Fräsen (hier ist zur Demonstation erst die Hälfte weg) zeigt sich auf Bild 9 zweierlei: die Oberfläche wird relativ glatt, besser jedenfalls als beim Schnitzen von Hand - und man ist doch recht schnell mit dem Fräser da gelandet, wo man eigentlich nicht hinwollte. Als nächstes muß wohl ein Kreuztisch her :-)

Frisch prestoriert ;-) Bis dahin gibt's aber gottseidank die Spachtelmasse für sowas. Bild 10 zeigt im Gegensatz zu Bild 9 meinen ersten Wagen, bei dem mir der Fräser erheblich öfter entglitten ist, nach dem Auftragen von (reichlich ;-) "Presto Finish". Das Pampf gibt's im Autozubehör; es ist billiger als Revell Plasto, haftet besser, stinkt weniger bestialisch und läßt sich hervorragend bearbeiten.

Schleifen Zum Schleifen habe ich mir das in Bild 11 gezeigte "Werkzeug" gebaut: ein Pinselstiel, glatt abgeschnitten (wahlweise auch schräg, mir liegt's gerade aber besser) und ein Stückchen Schleifpapier mit Sekundenkleber drangepappt.

Geschliffen und mit Bretterfugen versehen Zum Bretterfugenritzen habe ich mir eine alte, stumpfe Skalpellklinge noch stumpfer geschliffen. Abwechselnd damit ritzen (die ersten paar Durchgänge am Lineal, wenn noch keine Fuge da ist) und mit einer scharfen rechtwinkligen Klinge das hochgedrückte Material locker abschaben. Und wie Bild 12 zeigt, wird auch diesmal nicht alles perfekt. Aber gut genug, um am fertigen Wagen nicht aufzufallen - wetten?

Die Ladeluken sind übrigens schneller mit der erwähnten senkrechten Skalpellklinge weggeschnitten als weggefräst. Ach ja: selbstredend weiß ich, daß ein Großteil meiner mühsam geritzen Bretterfugen im nächsten Schritt, beim Fenster-Einbau, wieder rausfliegt. Ich ritze sie trotzdem komplett: erstens macht nämlich Übung den Meister, und zweitens fehlt auf die Art nach dem Fensterbauen garantiert keine Fuge.

In der nächsten Folge: Einbau der Fenster.

Literaturhinweise

  1. Hans-Peter Müller: Miele-Güterwagen - ein attraktiver Umbau in H0.
    Umbau des Roco-Glmhs 38 in einen Glhs 25 mit Bremserbühne und Miele-Beschriftung. In: Miba 9/95, S. 26 ff.
  2. Michael Meinhold (und die Comedian Hanullists): Schürzenjäger und Strebensäger.
    Nachbau eines von Walter Zeeden gezeichneten Güterzuges in H0. In: Miba 9/99, S. 34 ff.; weitere Folgen in Miba 10-12/99.
  3. Michael Meinhold (und die Comedian Hanullists): Hingucker und Aufmucker.
    Zeedens Züge - Nachschlag. In: Miba 4/2000, S. 10 ff.

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Zuletzt bearbeitet am 14. Juni 2004