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50 3074

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers liebste Güterzugdampflok"

Idee und Umsetzung: Andreas Iwanowitsch

Vorgeschichte

Schuld daran ist natürlich Roco, wie immer. Für meinen schon fast fertigen Minimalumbau (eine vierdomige Lok mit Kabinentender und geänderter Rauchkammertür) konnte man nämlich kein Kabinentendergehäuse als Ersatzteil liefern. Also bei einem bekannten online-Auktionshaus nochmal eine 50Kab ersteigert: Jetzt hatte ich den gewünschten Tender, aber auch wieder eine Lok über... Da kam Gützolds Sonderangebot – Wannentender, unbeschriftet – gerade recht. Eine Wannentender-50er – das ist doch mal was anderes, zumal der Umbau bereits von Bernhard Albrecht im MIBA-Sonderheft "Dampflokomotiven" beschrieben worden war.

Vorbildauswahl

Gegeben: Dreidomiger Kessel, Wannentender in Normbauart. Gesucht: Ein Vorbild. Gefunden wurde schließlich aufgrund eines Fotos von Ulrich Budde im Ebel/Wenzel die 50 3074.

Als letzte Wannentenderlok des Bw Kaiserslautern ist 50 3074 alias 053 074-1 recht prominent, sie war immerhin bis 1974 im Einsatz. Ulrich Budde schickte mir auf meine Anfrage nach weiteren Bildern der Lok noch einige hervorragende Aufnahmen aus den Jahren 1971-1974, die folgende Details erkennen lassen:

Dreidomiger Kessel mit eckigen Einströmrohren, Rauchkammertür mit einer großen Griffstange, ÜK-Rahmen, einfache Rangiergriffstangen auf der Pufferbohle, geschlossenes (Norm-)Führerhaus, Druckluftbehälter stufenförmig angeordnet wie bei der BR 52. Die Lok hatte 1971 sogar noch Scheibenvorlaufräder, das kam mir aufgrund meiner "Ersatzteilsituation" gerade recht.

Dargestellt wird der Zustand 1967-68, noch mit alter Nummer, aber bereits in Kaiserslautern beheimatet - die Form des Nummernschilds (Normziffern) ist also nur geraten, ebenfalls die Annahme, daß sich die Lok zwischen 1968 und 1971 nicht wesentlich veränderte. Immerhin ist die Kupplung mit dem Wannentender bereits 1959 belegt. Beheimatungsdaten findet man übrigens auf Rolf Wisos Seiten (http://de.geocities.com/rolfwiso/).


Bild 1-3: 053 074, aufgenommen von Ulrich Budde 1971 bzw. (letztes Bild) 1973 im Bw Kaiserslautern.


Bild 4-6: Das Modell in ähnlicher Perspektive - jaja, die Tiefenschärfe, jaja, die nicht montierten Kolbenschutzrohre, jaja, die Räder.)

Umbau

Das kniffligste am Umbau ist die Herstellung einer passenden (und haltbaren!) Lok-Tender-Verbindung. Die Denkarbeit wurde mir durch den MIBA-Artikel bereits abgenommen, so daß nur die mechanische Umsetzung blieb. Die Roco-Kupplungsdeichsel muß gekürzt, das Loch zur Aufnahme des Tenderzapfens auf 4 mm aufgebohrt werden. Dabei ist ein Kompromiß zwischen möglichst kurzem Lok-Tender-Abstand und ausreichender Beweglichkeit der Kupplung zu finden, der sich am besten durch Probieren (Kupplungsdeichsel nicht dauerhaft verkleben, sondern nur mit Sekundenkleber-Tropfen zusammenheften) erzielen läßt. Ist die endgültige Form gefunden, wird die Klebestelle mit zwei 0,4mm-Drähten "verstiftet" und hält nun der Belastung auf Dauer (hoffentlich) stand.


Bild 7 und 8: Enger ging's nicht: Der Steg der gekröpften Kupplungsdeichsel gibt das Minimum des Lok-Tender-Abstands vor.)

Ebenfalls bereits "vorgedacht" wurde der Umbau des Führerhauses, es werden die seitlichen Einstiegstüren und eine Rückwand mit Fenstern benötigt, für die sinnigerweise ein Führerhaus der BR 52 von Gützold als Spender dient. Türen und Rückwand lassen sich am Stück heraussägen und -fräsen, so daß ein recht stabiles Einbauteil übrigbleibt.

Leider ist Gützolds Führerhaus breiter als das Einheitsführerhaus von Roco, so daß man aus der Mitte der Rückwand einen etwa 2 mm breiten Streifen heraussägen muß. Praktischerweise kann man den hinteren Steg des Daches als Anschlag beim Ankleben der Rückwand nutzen. Damit der Heizer beim Versuch des Kohleschaufelns nicht auf die Schienen fällt, wird der Fußboden mit einer Kunststoffplatte, die - mangels besseren Materials - aus einer 3,5"-Diskette herausgeschnippelt wurde, bis zur Rückwand verlängert. Nach Verspachteln und Verschleifen aller Klebestellen und Lücken wurden noch die Griffstangen links und rechts der Eingangstür aus passend zurechtgebogenem 0,4mm-Messingdraht eingesetzt.

Um die stufig angeordneten Luftbehälter darzustellen, bedarf es nur eines kurzen Eingriffs. Die Grundplatte bildet mit den Halterungen ein Spritzteil, die Luftbehälter sind nur aufgesteckt. Der Halter des hinteren Behälters wird mit Messer und Feile abgetragen und der Kessel direkt auf die Grundplatte geklebt, so daß er genau zwischen Treib- und Kuppelradsatz zu liegen kommt.

Der Rest ist Kosmetik - die angedeuteten Reichsbahn-Laternen an Gützolds Wannentender abfräsen, Löcher mit Stabilit verschließen, Laternen von Weinert anbringen (es wird die Ausführung benötigt, bei der die unteren Laternen direkt angeflanscht sind, nur das Spitzenlicht ist freistehend. Die Zuleitung für das Spitzenlicht wurde mit Kupferlackdraht nachgebildet - mit winzigen Sekundenklebertröpfchen angebracht, die selbst aus der Nähe betrachtet wie die richtigen Flansche wirken), an der Rauchkammertür die Griffstangenandeutungen abschaben, den Lampengnubbel samt Lichtleiter entfernen, das Loch zuspachteln, neue Griffstange aus 0,4mm-Draht biegen und einsetzen, neue Rangierergriffe, Laternen und Windleitbleche von Weinert anbringen. Es war übrigens meine erste Begegnung mit den gewölbten Abdeck"gläschen" für die Weinertlaternen - für meinen Geschmack sind sie etwas zu sehr gewölbt, dennoch ein optischer Gewinn gegenüber der flachen Ausführung vergangener Jahre.

Anschließend ist eine Neulackierung zumindest der schwarzen Baugruppen (Kessel, Führerhaus und Tender) fällig - Neulackierung des Fahrwerks erschien mir nicht unbedingt erforderlich, da Rocos Modell in serienmäßigem Zustand schon mehrere Interpretationen von RAL 3002 karminrot zeigt. Die roten Gützold-Trittstufen (vom 52er Führerhaus, müssen als Ersatzteil bestellt werden) passen meines Erachtens auch ohne farbliche Nachbehandlung gut zu Rocos Rahmen.

Zum Schluß erfolgt noch die Beschriftung - die Nummernschilder lieferte wiederum Kuswa, das Anschriftenfeld am Tender entstammt dem Beschriftungssatz von Gaßner (mit korrekter Angabe von 30 m3 Wasservorrat, aber letzte Bremsuntersuchung 1959 - naja, man kann nicht alles haben). Anders als früher bin ich nun dazu übergegangen, die Ätzschilder mit Sekundenkleber anzubringen - hier reicht eine Winzmenge, die mit einer Nadel (bzw. meinem Lieblingswerkzeug, dem Zahnstocher) auf die Lok aufgebracht wird (nicht auf das Schild! Beim Danebenwerfen des Schildes gibt es sonst nämlich Flecken). Ich bevorzuge Sekundenkleber-Gel, erstens tropft es nicht, zweitens zieht der Kleber nicht so schnell an, man hat also noch ausreichend Zeit, das Schild auszurichten. Besonders das Anbringen der BD/Bw-Beschriftung, das mit Klarlack eine sehr zeit- und nervenintensive Sache war, ging ruckzuck und einwandfrei.

Elektrisches/Mechanisches

Der Kardanantrieb auf die Treibräder muß durch Entfernen der Antriebszahnräder im Lokrahmen stillgelegt werden. Die Lok läuft auch im geschobenen Zustand hinreichend leicht, und Gützolds Tender ist recht kräftig - er schob die Lok auch dann problemlos weiter, als sich aufgrund eines Montagefehlers meinerseits die Steuerung verhakte.


Bild 9: Ein schöner Rücken kann auch entzücken. Gützolds Wannentender ist ganz aus Metall gefertigt und zieht einiges weg.)

Im derzeitigen Bauzustand ist der Tender auch für die Stromabnahme allein verantwortlich, wenn sich bei längeren Testfahrten tatsächlich Probleme ergeben sollten, lassen sich die Stromabnahmepunkte der Lok mittels Kabelverbindung wieder reaktivieren.

Schlußbetrachtung

Einige Abweichungen vom Vorbild gibt es, die zu tolerieren ich mich entschlossen habe. Das Rahmenvorderteil der Roco-50er habe ich unverändert gelassen, obwohl es die gegenüber dem ÜK-Rahmen größeren Ausschnitte der Serienversion hat. Außerdem hat die 50 3074 am Kohlenkasten des Wannentenders ein recht großes Ablenkblech, das ich (noch?) nicht nachgebildet habe.

Weinert-Gestänge und -Räder würden der Optik natürlich äußerst gut tun, diese Ausstattung steht für irgendwann[tm] auf der Agenda. Vom Altern sehe ich derzeit noch ab (der Lok selbstverständlich, bei mir selbst kann ich es leider nicht verhindern) - bisher habe ich mehr Fahrzeuge gesehen, die durch Alterung verunstaltet wurden, als welche, die optisch dadurch gewinnen. Und wenn ich es nicht in Klaus-Spörle-Qualität hinkriege - dann doch lieber in klassisch-sauberer Modellausführung.

Für Gützold vergebe ich übrigens einen Service-Bonuspunkt: Der defekt gelieferte Wannentender - starkes Ruckeln bei der ersten Probefahrt aufgrund massiven kariösen Befalls der Antriebszahnräder - wurde schnell und unbürokratisch umgetauscht.

Dank

Mein Dank geht an Ulrich Budde, der mir die Vorbildaufnahmen zur Verfügung stellte, die mit seiner freundlichen Genehmigung hier in diesem Bericht wiedergegeben werden. Seine Webseite http://www.bundesbahnzeit.de ist eine wahre Schatztruhe für jeden Eisenbahnfreund. Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Umbauberichts sei besonders auf die Galerie "Bauartunterschiede bei der BR 50" hingewiesen.

Ebenso danke ich Frank Wieduwilt für die Umwandlung eines losen Konglomerats aus Text und Bildern zu einer vorzeigbaren Präsentation sowie für das großzügig gewährte Gastrecht auf seinen Webseiten .

Literatur
  • J. U. Ebel, H. Wenzel: Die Baureihe 50, Band 2, EK Verlag 1988.
  • MIBA Spezial 61: Dampflokomotiven, MIBA-Verlag 2005

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Zuletzt bearbeitet am 11. Dezember 2005   Technische Probleme? Mail an Webmaster