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Die TB-Kupplung

Vorgestellt von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Vorbemerkungen

Diese Kupplung ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Sie ist nicht mal besonders neu – in Schweden wird sie seit gut 20 Jahren erfolgreich verwendet, in Baugröße 0 sogar schon seit 1945. Mittlerweile hat sie sich in Skandinavien schon recht gut durchgesetzt. Deutschland hat sie indes erst in den letzten Jahren unter dem Namen "Norwegische Drahtkupplung" erreicht, als die norwegischen Fremohikaner anfingen, ihre so ausgerüsteten Modelle mit auf deutsche Fremo-Treffen zu bringen. TB-Kupplung bedeutet übrigens "Trådbygelkoppel", "Drahtbügelkupplung" (und Schwedisch ist gar nicht so schwer .. ;-).

Schall und Rauch

Wie wollen wir das Kind nun also nennen? Drahtbügel- oder gar "DB-Kupplung" wohl kaum. Als "Norwegische Drahtkupplung" oder kurz NDK ist sie zwar im deutschen Fremo schon einigermaßen bekannt, aber der Rest der Welt – Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Großbritannien, Australien und die USA – nennt das Ding nun mal TB-koppel, TB coupler etc., also werde auch ich es so halten: TB-Kupplung soll sie fortan heißen.

Die Idee

... ist, wie alle großen Ideen, simpel. Die Kupplung besteht aus einem fest am Wagen montierten Bügel aus Draht und einem beweglich darüber liegenden, ebenfalls aus Draht gebogenen Haken. Zum Kuppeln schiebt man die Wagen zusammen, der Haken gleitet über den Bügel, fällt auf dessen Innenseite herunter – und gekuppelt ist!

Vorteile

Warum ist das nun so genial? Fleischmanns alte Systemkupplung funktioniert doch genauso. Schon recht, aber die TB-Kupplung unterscheidet sich in zwei wesentlichen Aspekten von der Fleischmann-Kupplung. Erstens ist der Bügel nämlich in der Höhe der Puffermitte und in der Ebene der Pufferteller angebracht, so daß keine Prallplatte an der Kupplung nötig ist: diesen Job übernehmen die Puffer und die Bügel. Ein Überpuffern ist trotzdem nicht möglich, weil der Bügel ja in der Ebene der Pufferteller sitzt. Zweitens ist die TB-Kupplung fast unsichtbar, weil sie zum einen nur aus dünnem Draht besteht und zum anderen eben in der Pufferebene liegt statt darunter: von der Seite sieht man den Bügel gar nicht und den Haken so gut wie nicht.

Das hat den angenehmen Nebeneffekt, daß man mit der TB-Kupplung ausgerüstete Wagen auch im Pufferbohlenbereich komplett zurüsten kann: Originalkupplungen, Bremsschläuche, Dampf- und Elektroheizleitungen, Rangierergriffe, Handbremshebel unter der Pufferbohle, alles kein Problem. Denn das alles liegt ja beim Vorbild zwischen oder unter den Puffern – und außer einer kleinen Drahtschlaufe des Hakens, wo dieser unter der Pufferbohle durchgeführt wird, ist kein Teil der TB-Kupplung da irgendwo im Weg. Der Haken der TB-Kupplung sitzt auch außermittig, damit er sich nicht mit dem des anderen Wagens verhakeln kann, so daß diese Drahtschlaufe auch nicht der Originalkupplung in die Quere kommt.

Und nicht zuletzt ist das Ding fix gebaut (zwei Knicke im Bügel, zwei Löcher in der Pufferbohle für den Bügel, acht Knicke im Haken, ein Lagerklotz mit Querloch unter dem Wagenboden für den Haken, fertig), hält mindestens soviel aus wie eine normale H0-Kupplung, ist einfach zu justieren und kostet fast nichts.

Betriebliches

Entkuppelt wird mittels Magnet (der Haken ist aus Stahldraht). Entweder mit einem Elektromagneten unter dem Gleis, oder mit einem kleinen Magneten am Stiel, mit dem man zwischen die Wagen fährt und die Haken hochzieht.

Kleine Loks, bei denen für die Hakenaufhängung kein Platz ist (z.B. Köf II), können auch einfach nur mit dem Bügel ausgerüstet werden. Natürlich kann man zwei davon dann nicht mehr kuppeln, es sei denn evtl. mit zweimal gebogenen Verbindungs-Haken, die man über die beiden Bügel legt (noch ungetestete Idee von mir). Auch eine Vorentkupplung ist möglich: dazu wird der Haken mit einem zweiten Draht weiter unten versehen, der sich über den Bügel des anderen Wagens schieben läßt und verhindert, daß der Haken in den Bügel fallen kann.

Reisezugwagen und Ganzzüge

Für Reisezugwagen mit Faltenbalg-Übergängen, an denen mittig über den Puffern nicht genug Platz für den Haken der TB-Kupplung ist (der muß ja auch nach oben können), gibt es eine sozusagen invertierte Version, bei der der Haken von unten in den Bügel greift. Dazu bekommt der Haken am anderen Ende en Gegengewicht, damit er am Haken-Ende "nach oben fällt". Diese Variante ist zwar etwas fummeliger manuell zu entkuppeln, aber sonst kompatibel zur "normalen" TB-Kupplung: nur mit Bügel versehene Loks kuppeln mit beiden Sorten, und beide untereinander auch (mit der Einschränkung, daß für den "normalen" Haken am Reisezugwagen wieder nicht unbedingt Platz ist).

Andererseits darf der Haken der TB-Kupplung laut Zeichnungen aber eh nur um 2,5 plusminus 1 mm von der Mittellinie abweichen. Faltenbalge haben eine Innenbreite von rund 10 mm, das würde also locker passen, wenn man die Unterseite des Faltenbalgs nebst Übergangsblech wegläßt – und die sieht man bei gekuppelten Wagen ja eh nicht. Bloß Entkuppeln wird dann richtig knifflig, vermutlich sollte man da am anderen Ende des Hakens ein nach schräg unten vorn weisendes Drahtstück stehenlassen, das man zum Entkuppeln dann einfach hochdrücken kann.

Wagen mit offenen Übergängen bleiben ein Kompromiß: heruntergeklappte Übergangsbleche sind nur mit der invertierten TB-Kupplung möglich, und dann kuppelt's nicht mehr ohne weiteres mit der normalen TB-Kupplung. Ich würde vermutlich auf die Übergangsbleche verzichten bzw. diese in der hochgeklappten Position anbringen.

Für fest gekuppelte Reisezuggarnituren und Ganzzüge wäre noch zu überlegen, ob man nicht zusätzlich zu der im Fremo üblichen normalen Kurzkupplung (z.B. Fleischmann-Profikupplung) einen Bügel zwischen die Puffer montiert. So könnte man dann Reise- und Ganzzugwagen mit normalen TB-Kupplung-Fahrzeugen einigermaßen freizügig kuppeln. Einigermaßen, weil natürlich das andere Fahrzeug einen Haken haben muß und weil auch hier wieder am Reisezugwagen Platz genug für den Haken sein muß. Außerdem darf die Kurzkupplung nicht mit der Originalkupplungsattrappe des TB-Kupplung-Fahrzeugs kollidieren, weshalb sich hier die Fleischmann-Profikupplung besser eignen dürfte als die Roco-Kurzkupplung.

Digitale Spielereien

Selbst eine digitale Fernentkupplung läßt sich, so versichert mir Lars (s.u.), durch Absenken des Bügels an einer Lok ohne Haken realisieren. (Anheben des Hakens reicht nicht, denn der Wagen hat ja auch einen Haken.)

Nachteile?

Der Vollständigkeit halber seien auch die Nachteile der TB-Kupplung nicht verschwiegen: sie ist

Quellen

Bis meine eigenen Versuchswagen, Zeichnungen und Fotos fertig sind, sammle ich hier Links zu den wenigen Seiten im Netz, die sich bereits mit der TB-Kupplung befassen.

Ausblick

Ich hoffe, daß ich die Verbreitung dieser Kupplung auch im deutschen Teil des Fremo ein wenig voranbringen kann. Denn was hilft die geilste Kupplung, wenn sie außer mir und den norwegischen Freunden keiner im Fremo verwendet?

Zu diesem Zweck entstehen derzeit einige so ausgerüstete Versuchswagen: bis auf RP-25-Räder (Code 110) weitgehend naturbelassene Modelle mit einer auf die einfache Art nachgerüsteten TB-Kupplung. Diese lagere ich nämlich in einer Querbohrung durch den (festgelegten) NEM-Schacht. So können die Wagen fallweise einfach wieder auf NEM-Bügelkupplungen zurückgerüstet werden.

In dieser Form baue ich die Tage zwei Fleischmann-Om 12 (mit einseitiger TB-Kupplung als "Pufferwagen"), einen Roco-SS 15, einen Roco-R 10 und eine KK 15-Einheit aus Märklin- und Fleischmann-Teilen entsprechend um. Der Kenner bemerkt: ich habe versucht, Wagen mit kurzem und langem Achsstand, mit kurzen und langen Überhängen zu wählen, schließlich soll ja getestet werden.

Der Sinn der TB-Kupplung läßt sich mit so einfach umgebauten Wagen natürlich nur eingeschränkt demonstrieren. Deswegen entsteht als Zugabe ein komplett gesuperter Ghs 31 von Klein Modellbahn: mit Originalkupplungsnachbildungen, Bremsschläuchen, Heizkupplungen, Rangierergriffen und Handbremshebelage unter dem Bremserhaus, vor allem aber ohne NEM-Schächte und mit weiter oben zwischen den Rahmenträgern gelagerter TB-Kupplung.

All das wird es dann hier zu lesen und zu bekucken geben.


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Zuletzt bearbeitet am 1. August 2004   Technische Probleme? Mail an Webmaster