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Satteldachwagen der FS Italia von TTM

Aus der Reihe "Modellkritik"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Der F aus dem TTM-Bausatz
Bild 1: Der F der FS Italia, gebaut aus dem Bausatz von TTM. Modell und Foto: Bernd Beck. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Über den Hersteller

Tutto Treno Modellismo, kurz TTM, ist eine italienische Fachzeitschrift über Modelleisenbahnen. Im Oktober 2002 stellte sie die Sonderausgabe "TTM-Kit 1" vor. Inhalt: ein achtseitiges Heftchen – und ein Kunststoffbausatz des wohl bekanntesten italienischen Güterwagens, des Typs F. Wenig später folgten der Kühlwagen Hg und der normale gedeckte Güterwagen G. (Warum macht die Miba sowas nicht?)

Der Typ F

Erster Eindruck

Der Bausatz entpuppt sich, wie so oft, als sehr viel übersichtlicher, als man das angesichts der Schachtel vermutet: zwei identische Spritzlinge, ein Decal-Bogen, das war's schon. Drum wird man auch ums Lackieren nicht herumkommen. Mein erster Wagen ist immer noch nicht ganz fertig (Dach und Beschriftung fehlen noch), deswegen sei an dieser Stelle Bernd Beck für die Bilder seiner Modelle gedankt.

Die Montage

Übersichtlich heißt aber nicht schlecht: die Teile sind hervorragend graviert, mit unzähligen feinsten Nietimitationen. Die Paßgenauigkeit ist gleichfalls hervorragend, und der verwendete Kunststoff läßt sich mit Dichlormethan oder notfalls Plastikkleber einwandfrei verkleben. Wer einen Modellgebäudebausatz montieren kann, dem entlockt dieser Bausatz allenfalls ein müdes Lächeln. Radsätze und KK-Kinematiken fehlen, passen aber von Roco. (Man kann diese Teile auch bei TTM kaufen inzwischen, aber weder die KK-Kinematiken noch Kunststoff-Radsätze können für Betriebsmodelle überzeugen, auch wenn die Radsätze nicht nur schön profiliert und erfreulich rund, sondern sogar korrekt bemaßt nach RP 25 Code 110 sind.)

Das Ergebnis der Mühen ist jedenfalls vom Feinsten: ein Modellgüterwagen heutigen Standards, an dem es schlicht nix zu bekritteln gibt! Daß keine Unterbodendetaillierung vorhanden ist, hat mich ja bekanntlich noch nie gestört. Auch dem kann man inzwischen aber abhelfen: TTM bietet für 'nen schlappen Euro ein Weißmetallgußteil an, das Unterbodendetaillierung und Ballastgewicht in sich vereint.

Das achtseitige Heftchen entpuppt sich als Bauanleitung: nur italienischer Text, aber 52 (!) Farbfotos mit der Schritt-für-Schritt-Montage, bei denen keine Frage offenbleibt, ein Vorbild- und drei hervorragende Modellfotos, die auch als Vorlage für die Plazierung der Beschriftung taugen. Toll!

An kleinen Details fehlen dem F nur die Zettelhalter im jeweils linken Kreideanschriftsfeld und die Nachbildung der Bremsanlage (abgesehen von den Bremsbacken, die sind da und auch prima in der Radebene, wie sich das gehört). Bernd hat an seinem Wagen die Nachbildung der Westinghouse-Bremse montiert, die er aus einem württembergischen Güterwagen von Brawa gewonnen hat; ich werde TTMs erwähnte Weißmetallteile bestellen und es gut sein lassen.

Zwei kleine Kritikpunkte bleiben: zum einen sind die Angüsse teilweise sehr ungeschickt in die gegehrten Klebeflächen oder in sichtbare Kanten gelegt, was das Entgraten mühsamer macht als nötig (am längsten hat bei mir das Entgraten und Montieren der Puffer gedauert, was schon leicht paradox anmutet), und zum anderen ist die Farbe der Spritzlinge voll daneben, was eine aufwendige Lackierung erfordert. Erstmals war ich mir nicht sicher, ob ich das mit dem Pinsel versuchen wolle – ob die feinen Nieten danach noch zur Geltung kommen?

Lackierung und Beschriftung

Gemacht habe ich's aber natürlich trotzdem, mit stark verdünnter Farbe. Das Ergebnis ist m.E. okay: die Nieten sind immer noch gut erkennbar, und die Glanzgradunterschiede werden nach dem Beschriften unter der Schicht matten "Drecklacks" (Klarlack mit ein paar Tropfen Dreckbraunschwarz) verschwinden.

Mehr zum Thema Lackierung auf der Umbauseite.

Die Beschriftung liegt in vierfacher (!) Ausfertigung als Abziehbild bei, jeweils zweimal Epoche 3 und Epoche 4. Prima – mit den Resten kann man dann ja Piko-Holz-F beschriften ;-) Leider fehlt aber die für nichtitalienische Modellbahnthemen wichtigste Variante: die EUROP-Beschriftung. Mehr dazu evtl. demnächst in diesem Theater ...

Variationen und Verfeinerungen

Das Vorbildfoto in der Anleitung erlaubt einen guten Blick auf die Kastenstützen am Rahmen, die nachzubauen ich mir natürlich nicht nehmen lassen werde – die paar Plastschnipsel sind kein nennenswerter Zusatzaufwand, das Ergebnis lohnt aber. Fotos folgen ... Die Trittbügel werde ich aus Draht biegen, statt das Plastikteil anzubauen: nicht daß dieses häßlich wäre, aber es würde eh kein Fremotreffen überleben, denke ich mal.

Der Bausatz ermöglicht wahlweise die Varianten mit 6,10 m oder 4,50 m Achsstand. Die Einfachheit der Konstruktion verblüfft: die einzelnen Achshalter werden einfach in Aussparungen im Rahmen gesteckt, und von diesen Aussparungen sind eben zwei Satz vorhanden. Das Ganze wird deutlich stabiler, als es klingt. Trotzdem sollte man Rahmen und Aufbau verkleben. Wer mag, kann das Dach recht einfach abnehmbar machen: ein paar Federblechstreifen, die in die Vertiefungen hinter den oberen Lüftergittern einrasten, sollten es tun. Ich wüßte aber nicht, wozu man das brauchen sollte, außer wenn man vergessen hat, das Ding anständig zu beschweren ;-)

Details zu den vielen möglichen Umbauten gibt's auf einer eigenen Seite.

Fazit

Insgesamt trotz der wenigen kleinen Kritikpunkte ein durchaus preiswerter Bausatz eines wichtigen Vorbilds, aus dem sich mit überschaubarem Aufwand ein hervorragendes Modell erstellen läßt, von dem jeder Güterzug mehrere vertragen kann. Fazit: Unverzichtbar!

Der Typ Hg

Der Hg aus dem TTM-Bausatz
Bild 5: Der Hg der FS Italia, gebaut aus dem Bausatz von TTM. Modell und Foto: Bernd Beck. Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Sicher nicht so häufig, aber genauso typisch wie der F ist dieser Wagen, ein Kühlwagen (Gattung Hg) ebenfalls in Blechbauweise mit Satteldach, in der typischen silbernen Farbgebung der FS.

Diesen Bausatz habe ich selbst noch nicht vorliegen, erwarte aber angesichts der Bilder nichts anderes als vom F-Bausatz. Bemerkenswert erscheint, daß der Hg andere Achshalter hat als der F. Diese entsprechen der älteren Bauart (die Wagen wurden soweit ich weiß in den 60er Jahren teilweise auf UIC-Achshalter, wie sie das F-Modell trägt, umgebaut); man beachte die Doppelfedern! Da die Achshalter kompatibel konstruiert sind, eröffnet das die Möglichkeit, sie mit einem F-Bausatz zu tauschen. F gab es in beiden Epochen mit beiden Achshaltern; ich vermute, daß Gleiches auch für Hg gilt.

Die Lackierung in silbermetallic stellt ein kleines Problem dar, wie man auch an Bernds Foto sieht: ich halte es für fast unmöglich, Decals auf Metalliclack spurlos aufzubringen. Vielleicht sollte man den Wagen stattdessen hellgrau lackieren und nach dem Beschriften lediglich die Kanten etwas "versilbern"? Hier wird noch experimentiert werden müssen. Mehr dazu, wenn ich meine Bausätze habe.

Der Typ G

Dritter im Bunde ist seit Herbst 2003 der G, im Prinzip ein F ohne die Lüftungsschieber in Bodennähe und mit verschließbaren Lüftungsöffnungen an der Oberkante der Seitenwände. Ich habe noch keinen solchen Bausatz vorliegen, aber vermutlich wird hier alles zum F bereits Gesagte ebenfalls gelten (außer, daß ich noch kein Vorbildfoto eines langen "GG" gesehen habe und bezweifle, daß es sowas gab).


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Zuletzt bearbeitet am 1. Februar 2004   Technische Probleme? Mail an Webmaster