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Offene Güterwagen Om 21 von Brawa und Roco

Aus der Reihe "Modellkritik"

Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>

Vorwort

Jahrzehntelang haben sie gefehlt: vernünftige Modelle von Wagen der Austauschbauart, und hier insbesondere das des Om Königsberg bzw. Om 21 der DB. Was die geschätzte Industrie bislang so beschriftete, waren nämlich mitnichten Modelle des Om 21, sondern solche des sehr ähnlichen Vorgängers Om Breslau/Essen alias Om 12 in dessen zweiter Bauform.

Nun hat die kompromißbehaftete Umfrokelei uralter Billigmodelle aber ein Ende, zumindest was Om 21 angeht: sowohl Brawa als auch Roco liefern komplett neukonstruierte Modelle des Königsberg. Doch wenn zwei das Gleiche tun, ist das Ergebnis noch lange nicht dasselbe ...

Brawa-Modell

Brawas Om 21
Bild 1: Brawas Om 21, hier als Omu 36 der DR. Die Radsätze sind nicht original.
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Brawa liefert den Om 21 (und seine Varianten als Om Königsberg der DRB und Omu 36 der DR) zunächst nur in der (häufigsten) Variante mit Druckluft-, aber ohne Handbremse. Nach dem Supermodell des G 10 und auch angesichts des Preises sind die Erwartungen an das Modell hoch: sie werden fast nirgends enttäuscht und in einem Punkt sogar haushoch übertroffen.

Achshalter am Brawa-Om 21 Beginnen wir aber mit der (kleinen) Enttäuschung: nach den superfeinen Blech-Achshaltern des G 10 sind die wieder aus Kunststoff gespritzten des Om 21 nicht das, was ich erhofft hatte, zumal manch anderer Hersteller das auch schon dünner hingekriegt hat als Brawa hier. Siehe nebenstehendes Bild 2 (zum Vergrößern draufklicken). Wohlgemerkt: schlecht sind die Achshalter nicht, nur eben nicht so rattengeil wie die des G 10. Der Rest des Fahrwerks ist aber wieder Spitze, mit hauchzarten Rangierergriffen und -tritten, Bremsdreiecken, Bremsumstellhebelwelle, durchbrochenen Kastenstützen und so weiter – toll! Nur das Bremsgestänge harrt noch eines ergänzenden Drahtes, auf daß es an beiden Achsen bis hinter die Radscheiben reiche.

Der Aufbau steht dem Fahrgestell (und dem G 10) in nichts nach. Alle Griffe, Tritte und Signalhalter hochfiligran eingesetzt, schön kräftig profilierte Kastenrungen, schon recht schmale Bretterfugen (die aber auch gerne noch schmaler hätten sein dürfen), feine Niet- und Knotenblechgravuren – es gibt erwartungsgemäß nix zu meckern hier.

Rocos Om 21 im Dreierpack
Bild 3: Innenseite von Brawas Om 21.
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Was aber wirklich sensationell ist, ist die Gravur der Wageninnenseite. Bretterfugen dort hat man ja schon bei einigen Modellen gesehen, auch die Imitation der Fußbodenbohlen-Befestigungsschrauben ist glaubich keine Weltneuheit. Gebuckelte Türen sind indes schon seltener, und die Nieten an der Türinnenseite sind dann endgültig Anlaß für ein beeindrucktes "Booooaaah" oder drei. Wahnsinn! Brawa, Ihr seid Schuld, daß mir meine ganzen anderen O-Wagen von innen nicht mehr gefallen. ;-)

Zur Farbgebung gibt's eigentlich nur zu bemerken, daß die diversen Anbauteile am Wagenkasten schwarz sind, aber eigentlich typischerweise braun sein sollten. Wie man hört, hat das technische Gründe: einen so zähen Kunststoff in braun gibt's anscheinend nicht. Sei's drum, sowas ist ja schnell umgepinselt. Daß die Beschriftung perfekt ist, brauch ich bei Brawa nicht wirklich zu erwähnen, oder?

Fazit zum Brawa-Modell: Trotz des nicht unerheblichen Preises (ich hab 25 Euro bezahlt) ist das Modell preiswert, trotz der kleinen Schwächen im Fahrwerksbereich. (Obwohl, was heißt hier schon Schwächen? Schwächen sind das wirklich nur in Relation zum G 10 und in Anbetracht des Preises, für sich genommen ist das Modell auch von unten spitze.) Oder um es mit Paul Hartman zu sagen: Das ist zwar viel Geld, aber teuer ist es nicht.

Roco-Modelle

Rocos Om 21 im Dreierpack
Bild 4: Rocos Om 21 im Dreierpack.
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Roco liefert den Om 21 der DB zunächst nur als Dreierpack: je ein Wagen mit Hand- und Druckluftbremse, nur mit Druckluftbremse und ganz ohne Bremse. Das mag ein wenig ärgern, aber angesichts des Preises dieses Dreiersets, für den Brawa keine zwei Om 21 verkaufen mag, ist es m.E. zu verkraften.

Achshalter am Roco-Om 21 Denn die Modelle sind, man verzeihe mir das vorweggenommene Fazit, schon ziemlich klasse. Klar, ganz erreichen sie nicht das Niveau des Brawa-Modells: manch Tritt ist, da angespritzt, zu zierlich, die Kniehebelwellen und manch Griff dafür aus demselben Grund etwas klobiger geraten. Die Griffe unter den Puffern, die Bremsdreiecke und die Bremshebelwelle fehlen gleich ganz, aber dafür sind die Bremsumstellhebel bedruckt (!), und das Bremsgestänge reicht im Gegensatz zu Brawa bis zu beiden Achsen. Die Kastenstützen sind ebenfalls durchbrochen, die Kastenrungen etwas weniger wuchtig als bei Brawa und die Bretterfugen vergleichbar schmal, aber nicht schmal genug. Und für die natürlich fehlende Gravur der Wagenkasteninnenseite mögen die Achshalter entschädigen, die, man staune und betrachte Bild 5, sogar schmaler ausgefallen sind als Brawa seine!

Bremserhaus am Roco-Om 21 Das Bremserhaus des Roco-Modells ist, wie das nebenstehende Bild 6 zeigt, ebenfalls ausgesprochen gut gelungen. Und mehr noch: unter dem Kurbelkasten findet sich eine Bremskurbel, so daß sich ein Umbau auf Bremserbühne darauf beschränkt, das Bremserhaus wegzuruppen und die Klipsaufnahmen an der Stirnwand einzuebnen, um dort dann mit zwei PS-Profilchen die ehemaligen hinteren Eckprofile des Bremserhauses, die nun als Kastenrungen dienen, darzustellen. Für diese durchdachte Konstruktion gebührt Roco ein Extra-Lob! Und für das abfallende Bremserhaus findet sich bestimmt eine Bühne auf einem anderen Austauschbau-Wagen ... ;-)

Fazit zum Roco-Modell: Mehr als ordentliche Gebrauchsmodelle zu einem fairen Preis (mein Dreierpack hat 45 Euro gekostet, man kann sie aber auch günstiger finden) hat Roco da abgeliefert. Nur im direkten Vergleich mit Brawas Supermodell fallen sie ein wenig ab; für sich allein genommen gibt es hier wirklich nichts zu meckern.

Welchen nehmen?

Für's Diorama, den H0pur®-Umbau oder den kleinen, aber feinen 20-Wagen-Park ist das Brawa-Modell richtig. Hach, da kann man echt Ewigkeiten kucken und sieht sich nicht satt. Vor allem von schräg oben. :-)

Trotzdem haben auch die Roco-Modelle ihre Existenzberechtigung. Wer mehr als ein paar Handvoll Wagen sein Eigen nennt, dem kommt das Dreierpack gerade recht: zu einem Preis, den anderswo fast ein Wagen kostet, bekommt man hier schon mal genug Om 21 für den Anfang, und zwar ziemlich gute. Bei diesem Preis wird es mir hoffentlich auch nicht allzu schwerfallen, die wunderbaren Aufbauten erstmal in die Bastelkiste zu schmeißen, wenn die Fahrwerke meines zweiten Dreierpacks demnächst manch anderem Austauschbau-Wagen zu neuer Schönheit "untenherum" verhelfen werden.

Und wer sich nicht beherrschen kann, so wie ich, der kaufe eben beide. Denn auch hier zeigt sich, daß die Modelle was taugen: man kann sie nebeneinander in den Zug hängen, ohne daß die Unterschiede groß auffallen. Und insofern ist, wenn zwei das Gleiche tun, das Ergebnis schon hinreichend ähnlich, wenn es denn beide richtig machen. Und das trifft auf Brawas wie Rocos Om 21 zu: Richtig gemacht, Leute. Gratulation an beide Hersteller und eine Kaufempfehlung für beide!

Om 21-Stirnseiten im Vergleich
Bild 7: Stirnseiten im Vergleich: links Roco, rechts Brawa.
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Nostalgie und Ausblick

Meinen auf Roco-Wagenkasten- und Piko-Fahrwerk-Basis vor Jahren gefrokelten, immerhin maßstäblichen Om 21 (hach, was war ich stolz!) ereilt nun als ersten meiner Fremo-Wagen das Schicksal der Ausmusterung "wegen es-gibt-besseres". Bild 8 mag als Erinnerung dienen an einen recht aufwendigen Umbau, den der Zug der Zeit (endlich) überrollt hat – gut so, denn vor einem zweiten solchen Umbau hab ich mich seit nunmehr sieben Jahren gedrückt ... mal sehen, wie lange ich mich vor dem analogen Om 12-Umbau noch drücken muß, bis da mal einer Erbarmen hat und den in vergleichbarer Qualität bringt. Fleischmann vielleicht? Die bräuchten nur den Wagenkasten (bzw. nur dessen Seitenwände) neuzubauen, alles andere paßt ja vom Om 12 der ersten Serie.

Umgefrokelter Uralt-Om 21
Bild 8: R.I.P.: mein selbstumgefrokelter Om 21. Die Fremo-Kampfspuren trägt er mit Stolz ;-)
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An Brawa hingegen geht der Wunsch nach einem ebenso schön innendetaillierten Omm 52. Da könnten sich die Formenbauer mal so richtig austoben, wie wär's? Wenn der genauso gut und nicht teurer als der Om 21 wird, nehm ich schon mal 10.


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Zuletzt bearbeitet am 25. September 2009   Technische Probleme? Mail an Webmaster