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Die Steinhuder Meer-Bahn

Aus der Reihe "Modellbahnfroklers Bücherbrett"

Besprechung: Harald Kiel <harald@modellbahnfrokler.de>

Hans Wolfgang Rogl/Ludger Kenning: Die Steinhuder Meer-Bahn, Verlag Kenning 1998.

Das Buch beschreibt die Geschichte, Strecken und Fahrzeuge der Steinhuder Meer-Bahn (StMB).

Titelbild

Inhalt

Allgemeines

Mal wieder eine Buchbesprechung von mir ... hatte ich eigentlich schon lange vor und fest versprochen. Nachdem Frank sich das Buch (nach einiger, weniger Überzeugungsarbeit durch mich) jetzt auch besorgt hat, kam das Thema der Buchbesprechung wieder hoch, und Frank meinte, er würde sich sehr über eine Besprechung durch mich freuen – nun denn, als in dieser Beziehung patriotisch Angehauchter ...

Die StMB führte in ihrer Blütezeit meterspurig von Wunstorf (Staatsbahn Hannover–Bremen und Hannover–Ruhrgebiet) über den Ort Steinhude am namensgebenden Steinhuder Meer bis nach Uchte, wo es Verbindungen zur Staatsbahn und zur Mindener Kreisbahn gab. Der erste Teil diese Strecke wurde 1898 eingeweiht, am 2. Mai 1899 war die Strecke bis Uchte befahrbar. 1905 kam dann noch eine normalspurige Zweigstrecke zum Wunstorfer Ortsteil Bokeloh mit Anschluß für das dortige Kaliwerk dazu (und damit durch Wunstorf ein Dreischienengleis). Leider ist diese kurze Strecke alles, was heute von der Bahn geblieben ist!

Die Zeit der beschleunigten Personenzüge mit zig Wagen voller Ausflügler, dem "Sahne-Express" von der Molkerei in Wiedenbrügge nach Hannover (Regelspurkühlwagen auf Rollwagen/-bock) und der von schicken beige-roten Schlepptriebwagen gezogenen Züge ist vorbei.
Während ich als "kleiner Wunstorfer" noch die eine oder andere Erinnerung an die alte Schmalspurstrecke fand (etwa die dritte Schiene in einigen Weichen im Bahnhof Wunstorf Stadt), schwanden mit den Jahren diese Funde ... und nach und nach wuchs das Interesse an der Bahn. Ich bitte also um Verzeihung, wenn ich in dieser Buchbesprechung etwas sentimental werde!

Und so kommt zum Einstieg gleich das m.E. spannenste Bild des Buches vom Betriebsmittelpunkt in Wunstorf – zugleich aber auch ein Bild das zeigt, das die Tage der Bahn gezählt sind. Wo rechts im Bild noch ein einzelner Bus steht, findet man heute dutzende Fahrzeuge der B.U.S., in der die StMB kurz vor ihrem "Hundertjährigen" aufgegangen ist (immerhin ist an der Straßenseite des Busdepots noch der Name Steinhuder Meer-Bahn präsent!).

Bahnhof Wunstorf West
Bild 1: Blick von der Zugleitstelle auf den Bahnhof Wunstorf West. Rechts liegt heute der moderne Busbetriebshof.
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Über Vorgeschichte und Entstehung

Hier wird beschrieben, wie es überhaupt zum Bau der Schmalspurstrecke kam – vor allem das Steinhuder Meer als Nordwestdeutschlands größter Binnensee und seit dem 19. Jahrhundert beliebtes Ausflugsziel war hier ein Hauptgrund. Ebenfalls sind hier die üblichen Meinungsverschiedenheiten und Streitereien über die Strecke und die Ausführung der Bahn sind hier zu finden, bis schließlich Bau und Eröffnung an der Reihe sind.

Zug in Richtung Rehburg Stadt
Bild 2: Beschauliche Kleinbahnromantik am 21.7.1955 in Bad Rehburg, wo die Lok 27 den Bahnhof in Richtung Stadt Rehburg verlassen hat. Rechts von der rechten Baumreihe lag das Gleis nach Wunstorf.
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Aus der Betriebszeit

... wird sehr detailiert beschrieben – aufgegliedert nach einzelnen Zeiträumen. Hier finden sich wie im ganzen Buch auch immer wieder Zitate des Lokalredakteurs des Hannoverschen Anzeigers und später als "Heidedichter" berühmt gewordenen Hermann Löns, der damals natürlich auch mit der Bahn in der Gegend um das Steinhuder Meer unterwegs war!

Untermalt mit vielen Bildern geht es dann um die ehemalige "Stadtstrecke" (erst mit dem Bau der Normalspurstrecke zum Kaliwerk wurde die durch die Innenstadt geführte Strecke aufgegeben und an den Rand der Stadt verlegt), die Ideen für einen Ausbau der Strecke in Richtung Deister und die Blütezeit der 20-er und 30-er Jahre bis zum 6. Juli 1935, an dem die StMB mit dem Stück von Stadt Rehburg bis Uchte einen großen Teil ihrer Strecke stillegen ließ.

Vieles ist naturgemäß dann von der Kriegs- und Nachkriegszeit zu lesen, als es auf der verbleibenden StMB wieder bergauf ging. Weiter werden dann die Betriebsführung, die Unfälle und auch das traurige Thema "Das Ende der Schmalspurbahn" beschrieben. Letzteres untermalt durch Fotos der Klein Heidorner Ortsdurchfahrt, die immer wieder für Diskussionen um eine Verlegung und Umspurung (von denen die "Variante c" theoretisch noch heute sehr ähnlich machbar wäre) gesorgt hatte und nun eines der k.o.-Kriterien zu Zeiten des steigenden Autoverkehrs war.

T 53 in Klein Heidorn
Bild 3: Am 16.7.1961 fuhr der umgebaute T 53 nach Bad Rehburg, aufgenommen in Klein Heidorn.
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Es folgen dann Abschitte über den Verkehr auf der Normalspurstrecke (mit einigen Worten zum Werksverkehr des Kaliwerks "Sigmundshall") und über Versuchsfahrten (Fahrzeuge für Ecuador oder Pakistan – da lacht doch das Modellbahnerherz!) bzw. Museumsfahrten auf der StMB.

Naturgemäß nehmen Modellbahnfrokler auch die Straßenteilnehmer wahr – das Kapitel über die Busse der StMB ist aber erfreulich kurz (immerhin ist es ja ein Eisenbahnbuch).

Von Strecken und Fahrzeugen

Wie bei Kenning üblich wird die gesamte Strecke einmal "abgefahren" und ausführlich beschrieben. Von den wichtigesten Bahnhöfen gibt es dann Gleispläne, die für einen genauen Nachbau sicher nicht geeignet sind, aber doch Ideen liefern und dem Leser helfen, sich zurecht zu finden. Natürlich gibt es auch hier zahlreiche Fotos quer durch die Jahre (s/w und farbig) zu den jeweils beschriebene Teilstücken. Zumindest den Großteil der Hochbauten kann man heute noch wiederfinden, wenn man die ehemalige Strecke mit dem Rad abfährt.
Der Teil Stadt Rehburg–Uchte ist aufgrund der frühen Stillegung eher knapp beschrieben, wahrscheinlich findet man hier aber auch am wenigsten Unterlagen und Fotos ...

Alle Lokomotiven und Triebwagen sind mit Zeichnungen, Fotos und technischen Daten sehr ausführlich beschrieben, auch ein großer Teil des Wagenparks – auch dieses Kapitel schreit gerade zu nach modellbahnerischen Nachbauten.

Fazit

Hat man es gemerkt? Ich bin doch sentimental geworden. Für jemanden, der die Gegend und auch die Reste der Steinhuder Meer-Bahn sehr gut kennt, gibt es an dem Buch wohl nichts zu meckern – im Gegenteil!
Und wer das alles nicht kennt, der findet hunderte Anregungen für Dinge, die geradezu typisch waren für eine Kleinbahm im norddeutschen Flachland. Viele Karten, Pläne und Zeichnungen gegen Material in Hülle und Fülle, die Fotos stammen größtenteils vom Who-is-Who in Sachen Kleinbahnfotos (siehe auch Bildnachweis), was für tolle Aufnahmen der Bahn inmitten der Landschaft sorgt.

T 53 in Großen Heidorn
Bild 4: Eine beachtliche Last am Haken hatte der T 53 am 6.6.1964, hier in Großen Heidorn. Da staunte auch die Jugend, die heute vielleicht froh ist, noch die "gute alte Kleinbahn" miterlebt zu haben.
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So wurde der kleinen Bahn ein großes Denkmal gesetzt. Auch wenn nach dem Erscheinen des Buches 1998 der Name Steinhuder Meer-Bahn offiziell von der Landkarte verschwunden ist, so wird wenigstens auf der Reststrecke nach Bokeloh durch die Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) inzwischen wieder ein ordentlicher Betrieb gemacht (von einer Umstellung des Kali-Verkehrs auf die Straße redet wohl kaum einer mehr).
Dennoch, die Zeiten, in denen man "Stets mit Bummelei" Nordwestdeutschlands größten Binnensee mit dem Zug erreichen konnte, sind wohl entgültig vorbei ...

Ein klärendes Wort bzw. ein Wort des Lobes noch am Abschluß: Das erste Buch über die StMB vom Verlag Kenning war noch eines von den kleinen Grünen. Als nach Erscheinen dieses Buches immer mehr Zeitzeugen, Dokumente und vor allem Fotos auftauchten, wurde vom Verlag eine neue Auflage, diesmal als "großes Blaues" herausgegeben.

Bleibt zu sagen: Kauf' das Buch, mach' Urlaub am Steinhuder Meer und schau Dir das an, was noch zu sehen ist ... und als Modellbahnfrokler: Bastel'!

Bildnachweis

Titelbild: Detlev Luckmann
Bild 1: Harald Kindermann
Bild 2: Gerd Wolff
Bild 3: Harald Kindermann
Bild 4: Gerd Wolff
Copyright Verlag Kenning


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Zuletzt bearbeitet am 6. Mai 2005   Technische Probleme? Mail an Webmaster